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Synonyme: Cholezystitis (Gallenblasenentzündung), Cholangitis (Gallenwegsentzündung)
Eine Entzündung der Gallenblase und der Gallenwege wird meistens durch Gallensteine ausgelöst. Durch einen Stein in der Gallenblase oder in den Gallenwegen kommt es zu einer Abflussstörung der Galle auf dem Weg in den Dünndarm. Dies begünstigt die Infektion des Gallensystems mit Bakterien, die sich vom Ort des Verschlusses rückwärts bis in die Gallenblase ausbreiten können. Häufigster Ort des Verschlusses ist der Gallenblasengang, auch Ductus cysticus genannt.
Eine seltenere Ursache für die Entwicklung einer Gallenblasenentzündung ist die Minderdurchblutung der Gallenblase, wie sie zum Beispiel nach einem Kreislaufversagen, nach schweren Unfällen oder nach Operationen auftreten kann.
Die Entzündung der Gallenblase und der Gallenwege kann ganz unterschiedlich verlaufen. In einigen Fällen bleibt sie weitgehend unbemerkt, je nach Erreger kann es aber auch zu einer Eiter- oder Gasansammlung in der Wand der Gallenblase kommen.
Eine mögliche Komplikation im letzteren Fall ist der komplette Wanddurchbruch und das Entleeren von Galle in den Bauchraum. Die Folge davon ist eine Bauchfellentzündung, welche ein lebensbedrohliches Krankheitsbild ist, das sofortiges ärztliches Eingreifen erfordert.
Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Organ, welches sich an der Unterfläche der Leber befindet und die Leber mit dem Zwölffingerdarm verbindet. Der Lebergallengang verbindet sich in seinem Verlauf mit dem Gallenblasengang. Die Galle aus Leber und Gallenblase wird nach Vereinigung der beiden Gänge im Hauptgallengang, dem so genannten Ductus choledochus, in den Dünndarm geleitet. Kurz vor der Einmündungsstelle in den Darm schliesst sich normalerweise zusätzlich der Gang der Bauchspeicheldrüse dem Hauptgallengang an.
Täglich werden bis zu 1.5 Liter Galle produziert, die von der Leber in die Gallenblase fliesst, dort eingedickt und gespeichert wird. Bei Nahrungsaufnahme entleert sich die in der Gallenblase gespeicherte Flüssigkeit über den Hauptgallengang in den Dünndarm, wo sie auf die zuvor aufgenommene Nahrung trifft. Die in der Galle enthaltenen Gallensäuren sind wichtiger Bestandteil der Fettverdauung. Sie sorgen für die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung, indem sie deren Transport über die Wand des Dünndarms in die Blutbahn ermöglichen. Die Galle enthält zusätzlich zu den Gallensäuren den Gallenfarbstoff Bilirubin, ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Besteht eine Abflussstörung der Galle in den Dünndarm, kommt es in Folge des Gallenstaus zu einer Gelbsucht.
Typische Beschwerden beim Vorliegen einer Gallenblasen- oder Gallenwegsentzündung sind Dauerschmerzen im rechten Oberbauch, die in der Regel mit Fieber einhergehen. Die Bauchdecke ist zudem beim Betasten meist schmerzhaft gespannt bis hart.
Beim totalen Verschluss der Gallenwege kommt es durch den Gallenstau zum Auftreten einer Gelbsucht. Zeichen dafür sind die gelblich verfärbte Bindehaut der Augen sowie eine Gelbfärbung der übrigen Körperhaut. Durch die Ansammlung der Stoffe, welche über die Galle ausgeschieden werden sollten, entsteht einerseits ein quälender Juckreiz der Haut sowie eine auffällige Braunfärbung des Urins, da sie vermehrt über die Nieren ausgeschieden werden.
Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer Befragung über das Auftreten den eben beschriebenen Beschwerden sowie einer körperlichen Untersuchung. Besonders geachtet wird dabei auf die Schmerzhaftigkeit der Bauchdecke in der Region der Gallenblase, das heisst im rechten Oberbauch.
Es erfolgt ebenfalls eine Laboruntersuchung des Blutes, in der nach allgemeinen Entzündungszeichen gesucht wird.
In der Ultraschalluntersuchung des Bauches kann daraufhin die Gallenblase und die umliegende Region sichtbar gemacht werden. Auf eine Entzündung hinweisende Zeichen sind eine eventuelle Vergrösserung des Organs, das Vorhandensein von Gallensteinen sowie die Gasbildungen in der Gallenblase oder der Gallenblasenwand durch Bakterien.
Wichtige Faktoren beim Abwägen der möglichen Therapie sind die Kenntnis über die Art der verantwortlichen Erreger sowie Alter und Allgemeinzustand des Patienten.
Grundsätzlich wird bei einer Gallenblasen- wie auch einer Gallengangsentzündung die totale Entfernung der Gallenblase angestrebt.
Wenn wie zum Beispiel bei älteren Patienten ein allgemein hohes Operationsrisiko besteht, die Betroffenen aber nur wenig Beschwerden haben, versucht man die Entzündung vorerst nur mit Antibiotika und entzündungshemmenden Mitteln zu behandeln. Eine Operation wird einige Wochen danach, das heisst bei Abklingen der Beschwerden, durchgeführt. Bei einer Infektion mit gasbildenden Bakterien oder einer starken Eiteransammlung in der Wand der Gallenblase wird eine sofortige Operation angestrebt.
Bei einer alleinigen Entzündung der Gallenwege wird neben der eben beschriebenen medikamentösen Therapie eine spezielle Methode angewandt, die so genannte endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP). Hierbei wird ein Instrument mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle, Endoskop genannt, durch den Mund bis zur Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsen- und Gallenganges vorgeschoben. Mit speziellen mikrochirurgischen Instrumenten können dann eventuell vorhandene Engstellen des Gangsystems mit einem Ballon aufgedehnt oder die Einmündungsstelle durch einen Schnitt erweitert werden. Die Entfernung der Gallenblase erfolgt auch hier wiederum erst dann, wenn durch die eben beschriebene Therapie die Beschwerden abgeklungen sind.
Die Prognose nach der Operation ist in der Regel sehr gut. Bei rein medikamentöser Behandlung kann als Komplikation eine immer wiederkehrende, chronische Entzündung der Gallenblase auftreten. Die Wand des Organs verkalkt und schrumpft in Folge der Entzündung, weshalb man auch von der Ausbildung einer Porzellangallenblase spricht. Die so veränderte Gallenblase hat eine deutlich höhere Tendenz bösartig zu entarten, also einen Gallenblasenkrebs auszubilden.
Autor/in: | Sibylle Krämer, Ärztin | |
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Editor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
Keywords: | Gallenblasenentzündung, Entzündung der Gallenwege, Gallenwegsentzündung, Gallengangsentzündung, Gallengangentzündung, Cholezystitis, Cholecystitis, Cholangitis, Gallensteine, Ikterus, Gelbsucht | |
ICD-10: | K81, K83.0 | |
Zuletzt geändert: | 04.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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