Startseite ⇒ Verdauungssystem ⇒ Bauchspeicheldrüse ⇒ Bauchspeicheldrüsen- Krebs
⇑ Zum Seitenanfang - ≡ Zum Menü
Synonyme: Pankreaskarzinom, Bauchspeicheldrüsenkarzinom
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung des Magendarmtraktes. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, wobei ungeachtet des Geschlechtes am häufigsten Personen um das 60. Altersjahr betroffen sind.
Zu den genauen Entstehungsmechanismen eines Pankreaskrebses ist bis heute wenig bekannt. Allerdings sind einige Faktoren bekannt, welche das Entstehen des Tumors begünstigen können. Dazu gehören das Rauchen, fettreiche Mahlzeiten sowie das Vorbestehen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. In einigen Fällen kann auch ein familiär gehäuftes Auftreten beobachtet werden.
Die meisten Tumoren finden sich im Kopf der Drüse, das heisst dort wo der Gallen- und Pankreasgang in den Dünndarm einmündet. Der Krebs beginnt relativ früh, Metastasen zu bilden, die sich in den Lymph- und Blutgefässen im ganzen Körper verteilen können. Eine Eigenart des Bauchspeicheldrüsenkrebses ist es, dass er sich auch in der näheren Umgebung ausbreiten und so in die Gallenwege, den Dünn- und Dickdarm sowie in den Magen oder die Milz einwachsen kann.
Die Bauchspeicheldrüse besteht aus zwei in ihrer Funktion grundsätzlich verschiedenen Anteilen.
Der Hormon-produzierende endokrine Teil wird unterschieden vom Verdauungssaft-produzierenden exokrinen Teil. Unter den produzierten Hormonen ist vor allem das Insulin zu erwähnen, das für die Aufnahme von Zucker in die Zellen des Körpers verantwortlich ist. Bei der weit verbreiteten Zuckerkrankheit ist die Insulinproduktion eingeschränkt und der Zucker der Nahrung verbleibt in den Blutgefässen.
Gelegentlich ist der Hormon-produzierende Teil bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung mitbetroffen, und man findet Heisshunger, Schwitzen und Durst als Hauptsymptome eines erhöhten Blutzuckerspiegels.
Der grössere exokrine Teil der Bauchspeicheldrüse produziert pro Tag etwa 1,5 Liter Verdauungssaft. Dieses Sekret enthält Enzyme, die für die Verdauung von Fetten und Eiweissen der Nahrung verantwortlich sind und in einer inaktiven Vorform von der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm geleitet werden. Dort werden sie chemisch verändert und aktiviert, was die Verdauung der verschiedenen Nahrungsbestandteile ermöglicht. Die Produktion des Verdauungssaftes wird durch die Nahrungsaufnahme selber angeregt.
Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt es zu einer Freisetzung und Aktivierung von Verdauungsenzymen in der Drüse selbst, das Organ verdaut sich also quasi selber.
Auf Grund des Fehlens der Enzyme im Dünndarm ist die normale Fett- und Eiweissverdauung gestört und es kommt zu einer verminderten Aufnahme von lebenswichtigen Nährstoffen. Zusätzlich treten die Enzyme in die Blutbahn über und führen so fernab des eigentlichen Geschehens zu Komplikationen in Nieren und Lungen.
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht typischerweise sehr lange keine Beschwerden und wird deshalb oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, in dem nicht selten schon Metastasen des Tumors nachgewiesen werden können. Wenn dann Beschwerden auftreten, leiden die Patienten häufig unter starken Oberbauchschmerzen, welche in den Rücken ausstrahlen können. Begleitet werden diese Schmerzen in der Regel von einer ausgeprägten Appetitlosigkeit mit daraus folgender Gewichtsabnahme, sowie Übelkeit und Erbrechen.
Durch die Ausbreitung des Tumors kann die Funktion der Bauchspeicheldrüse so stark eingeschränkt werden, dass es zu einer gestörten Fettverdauung kommt. Dies äussert sich in grau glänzenden, stark klebrigen Kotballen und einer Fett-Unverträglichkeit beim Essen.
Liegt der Tumor im Kopfbereich, also dort wo der Bauchspeicheldrüsengang und auch die Gallengänge in den Dünndarm münden, kann eine Gelbsucht entstehen, da die Galle nicht mehr abfliessen kann. Die typischen Merkmale einer Gelbsucht sind die Gelbverfärbung der Haut und der Augen, sowie ein lästiger Juckreiz der Körperhaut, da sich die Gallenbestandteile, die nicht ausgeschieden werden können, in der Haut ablagern.
Eine Vergrösserung der Gallenblase und der Milz, sowie wandernde, schmerzhafte Entzündungen von oberflächlichen Venen der Haut und die Ausbildung von Blutgerinnseln in den betroffenen Abschnitten der Gefässe können ebenfalls auf das Vorliegen eines Bauchspeicheldrüsenkrebses hinweisen.
Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer Befragung über aufgetretene Beschwerden und Vorerkrankungen sowie einer körperlichen Untersuchung.
In verschiedenen bildgebenden Verfahren wird daraufhin versucht, die genaue Lokalisation und Ausdehnung sowie ein eventueller Einbruch in Nachbarorgane oder Blutgefässe zu erkennen. Wenn der Tumor in Blutgefässe eingebrochen ist, bedeutet dies, das bereits mit Metastasen zu rechnen ist.
Zu diesen Verfahren gehören die Ultraschalluntersuchung sowie die Computertomographie (CT) des Bauchraumes.
Häufig angewandt werden auch zwei Spezialuntersuchungen, bei welchen die Bauchspeicheldrüsengänge besonders gut eingesehen werden können (siehe Textbox nebenan).
Zusätzlich ermöglicht diese Spezialuntersuchung die Entnahme von Gewebeproben, die später unter dem Mikroskop untersucht werden und Hinweise auf die Art des Tumors liefern. In einer Laboruntersuchung des Blutes schliesslich lässt sich das Vorhandensein einer begleitenden Entzündung der Drüse feststellen.
Ist es zu einem Verschluss des Gallenganges durch den Tumor gekommen, können auch Bestandteile der Galle im Blut nachgewiesen werden.
Bei der Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikographie (MRCP): können durch eine schonende Untersuchung mit Magnetresonanz, einer Technik, die auch bei der so genannten Magnetresonanztomographie (MRI)angewandt wird, speziell die Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge sowie die Blutgefässe dargestellt werden.
Eine weitere Spezialuntersuchung ist die so genannte endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP). Hierbei wird ein Instrument mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle, auch Endoskop genannt, durch den Mund bis zur Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsen- und Gallenganges im Dünndarm vorgeschoben. Danach kann der Arzt Röntgenkontrastmittel in die Gänge einspritzen, was auf dem Röntgenfilm eine genaue Beurteilung der Engstellen und Verschlüsse im Gangsystem ermöglicht. Das ERCP hat nicht nur eine für die Diagnose wichtige Funktion, sondern ermöglicht gleichzeitig therapeutische Eingriffe. Mit speziellen mikrochirurgischen Instrumenten können eventuell vorhandene Engstellen des Gangsystems mit einem Ballon aufgedehnt oder die Einmündungsstelle durch einen Schnitt erweitert werden.
Das Ziel der Therapie ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Dies gelingt jedoch nur in denjenigen Fällen, bei denen noch keine Metastasen vorhanden sind. Man versucht, durch eine Teilentfernung der Bauchspeicheldrüse inklusive eines Teils des Dünndarms und der regionalen Lymphknoten, den Tumor vollständig zu entfernen.
Wenn der Tumor so weit fortgeschritten ist, dass keine vollständige Entfernung mehr möglich ist, besteht das Ziel der Therapie darin, den Abfluss der Galle und der Pankreas-Säfte zu gewährleisten. Zu diesem Zweck können Umgehungswege zum Beispiel von den Gallengängen direkt in den Dünndarm angelegt werden. Ein grosser Bauchspeicheldrüsen-Tumor kann einen Darmverschluss des anliegenden Dünndarms verursachen. In diesem Fall wird eine Verbindung zwischen dem Magen und einem Dünndarmstück unterhalb des Verschlusses hergestellt, um die Nahrung in den Darm zu leiten.
Eine weitere Therapiemöglichkeit besteht darin, an die verengten Stellen röhrchenförmige Geflechte einzulegen, um diese aufzudehnen und so deren Durchgängigkeit zu erhalten.
Ist das Tumorwachstum schon weit fortgeschritten, führt eine Operation meist nicht mehr zu einer wesentlichen Verbesserung der Krankheit. In diesem Fall stehen die Schmerztherapie sowie der Ersatz von Verdauungsenzymen zur Verhinderung einer Mangelernährung im Vordergrund.
Die beste Prognose haben die Patienten, bei denen der Tumor an der Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsenganges in den Dünndarm liegt, da dieser meist relativ früh entdeckt und dementsprechend früher therapiert werden kann.
Tumoren im Körper und Schwanz der Bauchspeicheldrüse werden meist erst in einem weiter fortgeschrittenen Stadium entdeckt, weshalb die Prognose hier schlechter ist. Im Allgemeinen ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die möglichst früh erkannt werden muss, wenn eine Chance auf Heilung bestehen soll.
Autor/in: | Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin | |
---|---|---|
Editor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
Keywords: | Bauchspeicheldrüsenkrebs, Pankreaskarzinom, Pankreascarcinom, Pankreaskrebs, Krebs, Karzinom, Carcinom, Pankreaskopf, Pankreaskopfkarzinom, Bauchspeicheldrüse, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, chronische Pankreatitis, Erkrankung der Bauchspeicheldrüse | |
ICD-10: | C25 | |
Zuletzt geändert: | 04.11.2016 | Zum Seitenanfang |
© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten – www.eesom.com