Startseite ⇒ Männerheilkunde ⇒ Geschlechtskrankheiten ⇒ Syphilis (Lues)
⇑ Zum Seitenanfang - ≡ Zum Menü
Synonyme: Lues
Syphilis ist eine durch das Bakterium Treponema pallidum verursachte Geschlechtskrankheit. Die Krankheit wird auch Lues oder harter Schanker genannt, wobei sich letztere Bezeichnung auf das erste Stadium der Syphilis bezieht. Bei der Syphilis entsteht am Ort der Infektion, also im Allgemeinen im Intimbereich, ein harter Knoten, der nach einer gewissen Zeit zu einem offenen Geschwür aufbricht, welches in der Fachsprache als harter Schanker bezeichnet wird.
Insgesamt werden bei der Syphilis vier Krankheitsstadien unterschieden.
Auf das eben beschriebene Primärstadium, bei dem als erstes Zeichen der Krankheit überhaupt der harte Schanker auftritt, folgt nach einigen Wochen das durch Hautausschläge charakterisierte Sekundärstadium. Die Krankheitserreger, die Treponemen, haben sich dann vom ursprünglichen Krankheitsherd im ganzen Körper ausgebreitet. Die Symptome des Sekundärstadiums klingen auch ohne Behandlung ab und es folgt eine so genannte Latenzphase. Während dieser Zeit hat der Betroffene keine Beschwerden und fühlt sich gesund. Im Normalfall dauert die Latenzphase mehrere Jahre. Die Krankheit kann jedoch auch für immer in dieser Ruhephase verleiben.
Wenn die Syphilis jedoch nicht in dieser Latenzphase verbleibt, kommt es zum Tertiärstadium, das durch eine Knotenbildung in verschiedensten Organen des Körpers gekennzeichnet ist. Diese so genannten Gummen entstehen über eine längere Zeit und heilen anschliessend unter Narbenbildung wieder ab. Gefürchtete Probleme, die während dem Tertiärstadium auftreten können, sind eine Erweiterung der Hauptschlagader, die vom Herzen her kommend den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen, (Aortenaneurysma) oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis).
Noch später folgt bei einigen Infizierten das Quartärstadium, auch Neurolues genannt. Davon sind vor allem das Gehirn und das Rückenmark betroffen.
Dieser Ablauf in mehreren Stadien ist heute sehr selten. Die Syphilis wird meist schon im ersten oder zweiten Stadium entdeckt und behandelt, so dass es gar nicht mehr zu den Spätstadien der Erkrankung mit den gefürchteten bleibenden Schäden kommt.
Während den ersten beiden Stadien ist die Syphilis sehr ansteckend. Im harten Schanker und auch in Geschwüren, die während dem Sekundärstadium auf den Schleimhäuten der äusseren Geschlechtsorgane, des Afters und auch des Mundes entstehen, tummeln sich tausende von Erregern. Bei engem körperlichem Kontakt, wie beispielsweise während dem Geschlechtsverkehr, können sie leicht auf eine andere Person übertragen werden. Eine schwangere Frau, die an Syphilis erkrankt ist, kann zudem während der Geburt oder auch schon im Verlauf der Schwangerschaft über das Blut ihr Kind anstecken. Eine so entstehende, angeborene Syphilis, kann Missbildungen und andere Probleme beim Kind verursachen. Sie tritt, dank der heutzutage guten Therapiemöglichkeit, jedoch nur noch sehr selten auf.
Während der Latenzphase, und auch während den beiden letzten Stadien, ist die Syphilis nicht mehr sehr ansteckend. Probleme bereiten dann eher die teilweise bleibenden Schäden, die an wichtigen Organen, wie beispielsweise am Gehirn bereits entstanden sind.
Durchschnittlich zwei Wochen nach der Ansteckung entsteht an der Eintrittsstelle der harte Schanker. Aus einem harten Knoten entwickelt sich ein offenes Geschwür. Typischerweise ist dieses Geschwür aber schmerzlos. Gleichzeitig kommt es zu einer Schwellung der nahe gelegenen Lymphknoten. Lymphknoten sind für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig und normalerweise nicht tastbar. Wird jedoch ein Infektionserreger abgewehrt, schwellen sie an und sind durch die Haut als schmerzhafte oder, wie bei der Syphilis als schmerzlose Knoten gut tastbar. Da der harte Schanker meistens im Intimbereich liegt, sind vor allem die Lymphknoten der Leistenregion betroffen.
Der Schanker heilt innerhalb von einigen Wochen wieder aus, und etwa zwei Monate später treten die Symptome des Sekundärstadiums auf. In diesem Stadium sind vor allem Haut und Schleimhäute betroffen. Begleitet von grippeartigen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, erscheint ein Hautausschlag, der nicht juckt. Dabei entstehen am ganzen Körper, inklusive Handteller, Fusssohlen und Kopfhaut rosa Flecken, so genannte Roseolen.
Daraus können sich kleine Knötchen, auch Papeln genannt, entwickeln. Breite Papeln, die vor allem im Intimbereich vorkommen, werden in der Fachsprache Condylomata lata genannt. Sie können aufgehen und nässen, wobei die austretende Flüssigkeit hoch ansteckend ist, da sie sehr viele Infektionserreger enthält. Auch in diesem Stadium kommt es zu einer Lymphknotenschwellung, die diesmal jedoch nicht auf die Körperregion beschränkt ist, in welcher die Krankheit entstanden ist. Selten einmal ist schon hier die Hirnhaut beteiligt, und die Entzündung (Meningitis) kann zu einem Hörverlust führen.
Auch im Tertiärstadium kann es zu einer solchen Meningitis kommen. Immer aber sind Gummen vorhanden, gummiartige Knoten, die sich eigentlich überall im Körper bilden können.
Diese Gummen sind dann besonders gefährlich, wenn sie nicht auf der Haut, sondern zum Beispiel in der Wand der Hauptschlagader entstehen. Sie verursachen dort eine Schwächung der Wand, die zu leicht verletzbaren Aussackungen der Gefässwand (Aneurysma) führen kann. Wenn ein solches Aneurysma platzt, kann dies zu lebensgefährlichen inneren Blutungen führen.
Auch die Neurolues, das Quartärstadium der Syphilis, führt zu schwerwiegenden Symptomen. Zehn bis zwanzig Jahre nach dem Krankheitsausbruch kommt es bei einem Teil der Angesteckten zu einer chronischen Entzündung des Gehirns. Das resultierende Krankheitsbild wird progressive Paralyse genannt, bei dem zunehmend psychische Symptome wie beispielsweise Persönlichkeitsstörungen und Schlafstörungen auftreten. Durch diese progressive Paralyse werden auch Bewegungsabläufe beeinträchtigt, so dass die Betroffenen zunehmend plumpe und unsichere Bewegungen ausführen. Aber auch die Bewegungen der Augen sowie auch der Gesichtsmuskeln sind davon betroffen, was sich unter anderem durch eine Probleme beim Sprechen äussern können.
Die zunehmende Schädigung des Gehirns führt mit der Zeit zu einem Abbau aller höheren Hirnfunktionen, was zu den Symptomen einer Demenz führt.
Ist nicht das Gehirn, sondern vor allem das Rückenmark betroffen, führt dies zu einer Rückenmarkschwindsucht, die in der Fachsprache Tabes dorsalis genannt wird. Das Krankheitsbild beginnt mit plötzlich einschiessenden, stechenden Schmerzen, wobei später auch ein Gefühlsverlust hinzukommen kann. Dies führt dann zu einem unsicheren Gang sowie einer erhöhten Sturzgefahr.
Der Arzt vermutet eine Syphilis meist aufgrund der typischen Frühsymptome der Erkrankung. Dabei sind vor allem der harte Schanker oder ein charakteristischer Ausschlag richtungsweisend für die Diagnose. Bestätigt wird der Verdacht anhand einer Blutuntersuchung und weiterer Labortests.
Es gibt drei unterschiedliche Tests die durchgeführt werden können. Sie werden jedoch alle erst nach einiger Zeit positiv, denn sie weisen nicht die Erreger selbst, sondern die Abwehrreaktion des Körpers auf die Krankheitserreger der Syphilis nach. Es ist also nicht möglich sofort nach einer Risikosituation zu bestimmen, ob jemand an Syphilis erkranken wird. Erst nach einigen Wochen, wenn der Körper Abwehrstoffe, so genannte Antikörper, gegen die Treponemen gebildet hat, ist die Labordiagnose möglich.
Als Suchtest wird der Treponema-Pallidum-Hämagglutinationstest - kurz TPHA - verwendet. Blut eines Infizierten verklumpt bei diesem Test, wenn Antikörper gegen Treponemen vorhanden sind. Das Verklumpen des Blutes wird Hämagglutination genannt. Es kommt jedoch auch vor, dass der Test positiv ausfällt wenn gar keine Syphilis vorliegt. Solche so genannt falsch positive Testergebnisse, verunmöglichen eine definitive Aussage mit nur einem Test, weshalb immer einen Bestätigungstest durchgeführt werden muss.
Dazu dient der FTA-ABS-Test, der Fluoreszenz-Treponemen- Antikörper-Absorptionstest. Die Antikörper werden bei dieser Methode mit einem Stoff markiert, der diese unter einem speziellen Mikroskop zum leuchten bringt, was in der Fachsprache fluoreszieren genannt wird.
Der dritte Test dient der Aktivitätsbeurteilung und Einschätzung der Behandlungsbedürftigkeit einer Syphilis und wird auch im weiteren Verlauf der Krankheit angewandt. Er heisst VDRL, was vom englischen Begriff Veneral-disease-research-labrotary kommt. Der VDRL-Test ist nicht spezifisch für Syphilis, er kann auch bei anderen Krankheiten positiv sein. Im Gegensatz zu den anderen Tests, die nur anzeigen, ob jemand jetzt oder früher einmal an Syphilis litt, gibt dieser Test Informationen über die Aktivität der Krankheit. Ist sein Wert hoch, ist die die Syphilis aktiv. Nach einer Behandlung, wenn die Syphilis geheilt ist, ist der Test auch wieder unauffällig. Die anderen beiden Tests bleiben hingegen ein Leben lang positiv.
Hat sich jemand mit Syphilis angesteckt, besteht auch ein erhöhtes Risiko, dass sich diese Person mit anderen Geschlechtskrankheiten angesteckt haben könnte, was mit weiterführenden Tests abgeklärt werden sollte.
Syphilis wird eigentlich immer mit dem Antibiotikum Penicillin behandelt. Nur wenn jemand allergisch auf Penicillin reagiert, wird ein anderes Antibiotikum verwendet.
In den frühen Stadien genügt meist eine relativ kurze Therapie, die maximal zwei Wochen dauert. Je nach genauer Art des Penicillins genügt sogar eine einmalige Spritze.
Die fortgeschrittenen Stadien der Syphilis werden ebenfalls mit Penicillin behandelt. Die Syphilis in diesen Stadien ist allerdings weitaus hartnäckiger zu behandeln, weshalb manchmal ein Spitalaufenthalt mit einer längeren Antibiotikatherapie über eine Infusion unumgänglich wird.
Besonders in den beiden ersten Stadien kommt es einige Stunden nach Beginn der Penicillintherapie zu einer unangenehmen Reaktion mit Fieber und Unwohlsein. Diese so genannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion wird auf das plötzliche Absterben von Millionen von Treponemen zurückgeführt. Dieser kann mit einer Kortisontherapie vorgebeugt werden.
Personen, die an einer Syphilis leiden, sind stark ansteckend. Daher sollte der Sexualpartner des Betroffenen während der Therapie unbedingt geschützt werden. Dies kann beispielsweise durch den konsequenten Gebrauch von Kondomen erreicht werden.
Aber auch für frühere Sexualpartner besteht das Risiko, sich mit Syphilis angesteckt zu haben. Aus diesem Grund sollten, wenn beim Betroffenen eine Syphilis im Primärstadium entdeckt wurde, alle Sexualpartner der letzten drei Monate untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Wenn eine Syphilis im Sekundärstadium entdeckt wird muss sogar bei allen Partnern der vergangenen zwölf Monaten eine Syphilis gesucht werden.
Autor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
---|---|---|
Keywords: | Syphilis, Syphillis, Lues, Geschlechtskrankheiten , Harter Schanker, Treponema pallidum, Ulcus durum, Condylomata lata | |
ICD-10: | A51, A52 | |
Zuletzt geändert: | 05.11.2016 | Zum Seitenanfang |
© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten – www.eesom.com