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Synonyme: Medullae glandulae suprarenalis, Medullae glandulae adrenalis
Das Nebennierenmark ist ein Teil der lebenswichtigen hormonproduzierenden Nebennieren, die sich im Bauchraum direkt oben auf den Nieren befinden. Das Nebennierenmark stellt die lebenswichtigen Hormone Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin her. Mithilfe dieser Hormone ist es dem menschlichen Körper möglich auf Stressreaktionen optimal zu reagieren. Erkrankungen des Nebennierenmarks sind selten.
Die Nebennieren sind zwei lebenswichtige hormonproduzierende Organe, die im Bauchraum oben auf den Nieren liegen (siehe Abbildung 1). Die Nebennieren bestehen aus dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde (siehe Abbildung 2). Das Nebennierenmark liegt im Inneren der Nebennieren. Das Nebennierenmark entsteht während der Entwicklung eines Menschen in einer Schwangerschaft aus den gleichen Zellen wie das Nervensystem und kann deshalb auch zum Nervensystem gerechnet werden.
Das Nebennierenmark bildet lebenswichtige Hormone. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Die Zellen des Nebennierenmarks, die die lebenswichtigen Hormone bilden, werden in der Fachsprache Phäochromozyten genannt. Sie bilden die Hormone Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin gehören in die Gruppe der Katecholamine. Dopamin ist der Vorläufer von Adrenalin und Noradrenalin und wird deshalb vom Nebennierenmark in nur sehr geringer Menge in den Körper abgegeben. Das meiste Dopamin wird im Nebennierenmark direkt zu Adrenalin und Noradrenalin weiterverarbeitet. Adrenalin wird in der Fachsprache auch als Epinephrin bezeichnet, Noradrenalin auch als Norepinephrin. Die Katecholamine werden nicht nur im Nebennierenmark, sondern auch in den Nervenzellen hergestellt. Vom Noradrenalin wird sogar der grösste Teil in den Nervenzellen hergestellt. Nur 30 % des Noradrenalins im Körper stammen aus dem Nebennierenmark.
Adrenalin und Noradrenalin sind sogenannte Stresshormone. Sie sorgen in Stresssituationen dafür, dass der Körper optimal reagieren kann. Es wird dabei von einer sogenannten Stressreaktion gesprochen. Adrenalin und Noradrenalin geben den einzelnen Geweben des Körpers genaue Anweisungen, wie sie sich zu verhalten haben (siehe Abbildung 3). Damit die Gewebe diese Anordnungen erfüllen können, regeln Adrenalin und Noradrenalin zudem die Energieversorgung dieser Gewebe. Gewebe, die zur Bewältigung der betreffenden Stresssituation notwendig sind, werden besser mit Energie versorgt, das heisst sie werden besser durchblutet. Die Energieversorgung derjenigen Organe, die für die Bewältigung der Stresssituation nicht benötigt werden, wird verringert, eine geringere Durchblutung ist die Folge. Die Durchblutung der Organe steuern die zwei Hormone dadurch, dass sie den Gefässen den Befehl geben, sich zu erweitern, sodass mehr Blut das betreffende Organ erreicht, oder sich zu verengen, sodass weniger Blut zu dem betreffenden Organ gelangt.
Zur Optimierung der Reaktionsfähigkeit des Körper in Stresssituationen sorgen die Katecholamine dafür, dass das Herz das Blut des Kreislaufs schneller und stärker pumpt. So erreicht das Blut, welches die Energie und den Sauerstoff enthält, schneller die Gewebe. Die Gefässe werden je nachdem, ob sie ein bestimmtes Gewebe mit mehr oder weniger Blut und der darin enthaltenen Energie beliefern sollen, weiter oder enger. Die Urinproduktion in der Niere wird verringert, sodass die Ausscheidung von Wasser und Salzen im Urin abnimmt und durch die Verdünnung mit dem zurückbehaltenen Wasser eine grössere Blutmenge zur Energieverteilung zur Verfügung steht.
In der Lunge werden die Atemwege erweitert. So wird das Atmen erleichtert. Die Muskeln, die zur Bewältigung der Stresssituation notwendig sind, werden angespannt. Die Muskeln, die nicht notwendig sind, erschlaffen. Die Darmaktivität nimmt ab, da sie in einer Gefahrensituation nicht gebraucht wird. Durch eine Veränderung der Hormonlage in der Bauchspeicheldrüse wird die Menge an Zucker im Blut erhöht, sodass mehr Energie zur Verfügung steht. Die Leber sorgt ebenfalls dafür, dass das Zuckerangebot im Blut ansteigt. Das Fettgewebe wird abgebaut und trägt damit zu einer ausreichenden Energieversorgung bei. Die Pupillen werden erweitert mit dem Ziel, das Sehen zu verbessern. Der Betroffene erblasst, da die Haut weniger Blut erhält. Da der Energieverbrauch und damit der Grundumsatz im Körper erhöht werden, steigt die Körpertemperatur an und der Betroffene schwitzt vermehrt.
Im Gehirn werden die Denkprozesse auf ein Minimum verringert. Denkprozesse, die zur Bewältigung der Stresssituation nicht notwendig sind, werden abgestellt. Eine vermehrte Aufmerksamkeit mit einem instinktiven Verhalten, das jedem Menschen angeboren ist, ist die Folge. Sogenannte Blackouts in Stresssituationen wie Prüfungen können damit erklärt werden. Mit dem Begriff Blackout werden Situationen beschrieben, in denen man sich nicht mehr an erlerntes Wissen erinnern kann.
Die Produktion und die Ausschüttung von Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin ins Blut durch das Nebennierenmark werden durch einen bestimmten Teil des Nervensystems kontrolliert (siehe Abbildung 4). Dieser Anteil des Nervensystems erkennt Stresssituationen und löst eine sogenannte Stressreaktion aus. Dabei gibt das Nervensystem dem Nebennierenmark die Anweisung, mehr Adrenalin und Noradrenalin herzustellen. Die Botenstoffe Adrenalin und Noradrenalin werden dann aus dem Nebennierenmark ins Blut freigegeben. Mit dem Blut gelangen die zwei Botenstoffe in die einzelnen Gewebe des menschlichen Körpers. Den Geweben teilen Adrenalin und Noradrenalin mit, dass der Körper einer Stresssituation ausgesetzt ist, und übergeben den Geweben die Anordnungen vom Nervensystem, wie sie sich zu verhalten haben. Der Körper wird dadurch so eingestellt, dass er optimal auf die Stresssituation reagieren kann. Ist die Stresssituation überstanden, nimmt das Nervensystem dies wiederum wahr und teilt dies dem Nebennierenmark mit. Das Nebennierenmark kann dann die Produktion und Ausschüttung von Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin wieder herunterfahren.
Die Menge an Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, die von den Nebennieren produziert und ins Blut ausgschüttet wird, wird durch einen bestimmten Teil des Nervensystems, der sich im Gehirn und im Rückenmark befindet, gesteuert. Dieser Anteil des Nervensystems erkennt Stresssituationen und löst eine Stressreaktion aus, indem er über bestimmte Nerven den Nebennieren den Befehl gibt, mehr Adrenalin und Noradrenalin herzustellen und ins Blut auszuschütten. Adrenalin und Noradrenalin stellen dann die Gewebe des Körpers optimal für die Bewältigung der Stresssituation ein. Sobald die Stresssituation überstanden ist, bemerkt dies das Nervensystem und teilt den Nebennieren mit, dass sie die Produktionsmenge an Adrenalin und Noradrenalin wieder senken können.
Verschiedene Stresssituationen sind vorstellbar. Der Körper kann nicht zwischen gutem Stress wie Freude und schlechtem Stress wie Schmerzen unterscheiden. Er reagiert auf alle Stresssituationen gleich mit der sogenannten Stressreaktion. Lediglich das Ausmass der Stressreaktion kann in unterschiedlichen Stresssituationen variieren. Zu den Stresssituationen werden Freude, körperliche und psychische Anstrengungen, Bedrohungen, Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung, Verletzungen und Operationen gerechnet.
Erkrankungen des Nebennierenmarks sind selten. Sie gehen mit einer Veränderung der Hormonproduktion einher. Die Erkrankungen des Nebennierenmarks werden, je nachdem ob im Nebennierenmark zu viele oder zu wenige Katecholamine hergestellt werden, in einen Katecholaminüberschuss und einen Katecholaminmangel eingeteilt.
Autor/in: | Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin | |
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Editor/in: | Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
Keywords: | Nebennierenmark, Medullae glandulae suprarenalis, Medullae glandulae adrenalis, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin, Katecholamine, Nebenniere, Stressreaktion, Katecholaminüberschuss, Katecholaminmangel, Stresssituation, Stressereignis | |
Zuletzt geändert: | 18.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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