Startseite ⇒ Hormonsystem ⇒ Nebenniere ⇒ Inzidentalom
⇑ Zum Seitenanfang - ≡ Zum Menü
Synonyme: Zufallsbefund in der Nebenniere ohne Beschwerden
Ein Inzidentalom ist ein Tumor der Nebenniere, der nur zufällig gefunden wird, da er bei den Betroffenen keine Beschwerden verursacht. Die Inzidentalome haben unterschiedliche Eigenschaften. Sie können gut- oder bösartig sein, Hormone produzieren oder nicht. Die Mehrheit dieser Tumore ist gutartig und stellt keine Hormone her. Je nach Eigenschaften des Inzidentaloms ist eine sofortige Behandlung notwendig oder es kann abgewartet werden, wobei der Betroffene regelmässig kontrolliert werden muss.
Das Inzidentalom ist ein Tumor in der Nebenniere (siehe Abbildung 1), der nur zufällig in aus anderen Gründen durchgeführten Ultraschalluntersuchungen, Computertomographien oder Magnetresonanztomographien des Bauches entdeckt wird, da er bei den Betroffenen keine Beschwerden auslöst. Die Mehrheit der Inzidentalome ist gutartig und kann keine Hormone produzieren.
Der Begriff Tumor beschreibt eine begrenzte Gewebevermehrung. Hinter einem zufällig entdeckten Tumor der Nebenniere können sich gut- oder bösartige Tumoren der Nebennierenrinde oder des Nebennierenmarks, Ableger bösartiger Tumoren anderer Organe und andere Veränderungen der Nebenniere wie flüssigkeitsgefüllte Höhlen, sogenannte Nebennierenzysten, verbergen.
Ein Tumor in Form einer Gewebeneubildung zeichnet sich dadurch aus, dass er ohne Erlaubnis oder Aufforderung des Körpers wächst. Der Unterschied zwischen den gutartigen und bösartigen Tumoren ist, dass die bösartigen Tumoren sich in das umliegende Gewebe einfressen (siehe Abbildung 2) und sich über das Blut und die Lymphe im ganzen Körper ausbreiten können. Sie können dadurch an anderen Orten im Körper Tochtergeschwülste bilden, sogenannte Ableger oder Metastasen. Die gutartigen Tumore können dies nicht. Sie wachsen nur am Ort ihrer Entstehung und verdrängen lediglich das umliegende Gewebe (siehe Abbildung 1).
Die Nebennieren sind zwei kleine lebenswichtige Organe, die im Bauchraum direkt oben auf den Nieren liegen (siehe Abbildung). Die Nebennieren bestehen aus dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde. Dabei befindet sich im Innern der Nebenniere das Nebennierenmark. Umhüllt wird das Nebennierenmark von der Nebennierenrinde. Das Nebennierenmark und die Nebennierenrinde haben verschiedene Funktionen und arbeiten unabhängig voneinander.
Das Nebennierenmark bildet die Katecholamine Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Dies sind Stresshormone, die in Stresssituationen dafür sorgen, dass der Körper optimal reagieren kann, unter anderem indem sie ihm Energie zur Verfügung stellen. Die Nebennierenrinde bildet drei unterschiedliche Hormongruppen. In der äussersten Schicht der Nebennierenrinde werden sogenannte Mineralokortikoide wie Aldosteron produziert. Sie regulieren den Salz- und Wasserhaushalt im Körper.
In der mittleren Schicht der Nebennierenrinde werden sogenannte Glukokortikoide wie Kortisol hergestellt. Die Glukokortikoide haben zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper. Sie wirken auf den Zucker-, Eiweiss- und Fettstoffwechsel, den Wasser- und Salzhaushalt, das Bindegewebe und den Knochen, auf Entzündungsmechanismen und das Abwehrsystem, die Haut und das Knochenmark, das Herzkreislauf- und das Nervensystem. In der innersten Schicht produziert die Nebennierenrinde überwiegend männliche Sexualhormone, sogenannte Androgene, und nur sehr wenige weibliche Sexualhormone, sogenannte Östrogene. Die Sexualhormone sind an der Geschlechtsfunktion und der Ausbildung der weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmale beteiligt. Zur Produktion aller Hormone benötigt die Nebennierenrinde Cholesterin, welches einerseits vom Körper selbst hergestellt wird und andererseits im Darm aus der Nahrung aufgenommen wird.
Die Produktion von Katecholaminen im Nebennierenmark wird durch einen gewissen Anteil des Nervensystems gesteuert. Die Produktion von Mineralokortikoiden, Glukokortikoiden und Sexualhormonen in der Nebennierenrinde wird durch ein gewisses Areal des Gehirns, den Hypothalamus, und durch die Hirnanhangsdrüse geregelt. Die Herstellung von Mineralokortikoiden wird zudem durch die Nebennierenrinde selbst und durch einen komplizierten Regelkreislauf zwischen Niere, Blut und Nebennierenrinde, durch das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS, gesteuert.
Ein Inzidentalom sollte bei den Betroffenen keine Beschwerden verursachen, ansonsten handelt es sich nicht um ein Inzidentalom. Der Tumor wird lediglich zufällig entdeckt, da aufgrund einer anderen Erkrankung, die nichts mit dem Tumor in der Nebenniere zu tun hat, eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie des Bauches durchgeführt wird.
Die Diagnose eines Inzidentaloms wird zufällig in einer Ultraschalluntersuchung, einer Computertomographie oder einer Magnetresonanztomographie gestellt. Beim Inzidentalom muss unterschieden werden, ob es sich bei der Veränderung in der Nebenniere um einen gut- oder bösartigen Tumor der Nebennierenrinde oder des Nebennierenmarks, um Ableger bösartiger Tumoren anderer Organe oder um andere Veränderungen der Nebenniere wie flüssigkeitsgefüllte Höhlen, sogenannte Nebennierenzysten, handelt. Dazu muss der Arzt mit dem Betroffenen ein ausführliches Gespräch führen und ihn danach von Kopf bis Fuss gründlich untersuchen. Teilweise finden sich dadurch Anhaltspunkte für die Art der Veränderung in der Nebenniere.
Die überwiegende Mehrzahl der Inzidentalome stellt keine Nebennierenhormone her und die Menge an Katecholaminen, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen im Blut ist normal. Einige Inzidentalome sind aber in der Lage Hormone herzustellen, wobei sie nicht so viele Hormone herstellen, dass bei den Betroffenen Beschwerden auftreten. Sobald bei Betroffenen Beschwerden durch eine Hormonüberproduktion auftreten, handelt es sich wie oben beschrieben nicht mehr um ein Inzidentalom. Zu den Hormone produzierenden Inzidentalomen gehören gutartige Tumoren derjenigen Zellen der Nebennierenrinde, die die Mineralokortikoide herstellen, gut- oder bösartige Tumoren der Zellen des Nebennierenmarks, die die Katecholamine herstellen, also sogenannte Phäochromozytome, und selten gutartige Tumoren derjenigen Zellen der Nebennierenrinde, die die Glukokortikoide herstellen. Um herausfinden zu können, ob es sich bei dem Inzidentalom um einen Tumor der Nebennierenrinde oder des Nebennierenmarks handelt, der Hormone produziert, muss die Menge an Katecholaminen, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen im Blut und im Urin bestimmt werden.
Die meisten Inzidentalome sind gutartig. Der Verdacht auf einen bösartigen Tumor besteht, wenn der Tumor in der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie gross und ungleichmässig geformt ist, wenn der Tumor gegen das umgebende Nebennierengewebe nur unscharf und unregelmässig abgegrenzt werden kann und wenn der Tumor sehr schnell wächst und sich dabei in das umgebende Gewebe einfrisst (siehe Abbildung 2).
Ist ein Inzidentalom vorhanden, das kleiner als 5 cm ist, das keine Hormone produziert und das in der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie nicht verdächtig auf einen bösartigen Tumor ist, ist zu diesem Zeitpunkt keine Behandlung notwendig. Es muss aber nach 3 bis 6 Monaten eine Verlaufskontrolle mit einem Ultraschall oder einer Computertomographie durchgeführt werden. Hat der Tumor in der Zwischenzeit nicht an Grösse zugenommen, ist weiterhin keine Behandlung notwendig. Es muss aber weiterhin in regelmässigen Abständen überprüft werden, ob sich das Inzidentalom verändert. Hat der Tumor in der Zwischenzeit an Grösse zugenommen, sollte die Nebenniere operativ entfernt und der Tumor nach der Operation durch einen Spezialisten mit dem Mikroskop genau untersucht werden. Insbesondere dann, wenn es sich um einen bösartigen Tumor der Nebenniere oder einen Ableger eines bösartigen Tumors eines anderen Organs handelt, können weitere Behandlungen wie Bestrahlungen, Chemotherapien oder zusätzliche Operationen notwendig sein.
Ist ein Inzidentalom, das zufällig in einer Ultraschalluntersuchung, einer Computertomographie oder einer Magnetresonanztomographie gefunden wird, grösser als 5 cm, verdächtig auf einen bösartigen Tumor oder produziert Hormone, soll die betroffene Nebenniere mit einer Operation entfernt und der Tumor nach der Operation durch einen Spezialisten mit dem Mikroskop genau untersucht werden. Insbesondere wenn es sich um einen bösartigen Tumor der Nebenniere oder einen Ableger eines bösartigen Tumors eines anderen Organs handelt, können weitere Behandlungen wie Bestrahlungen, Chemotherapien oder zusätzliche Operationen notwendig sein.
Autor/in: | Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin | |
---|---|---|
Editor/in: | Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
Keywords: | Inzidentalom, Zufallsbefund in der Nebenniere ohne Beschwerden | |
ICD-10: | E27.9 | |
Zuletzt geändert: | 06.11.2016 | Zum Seitenanfang |
© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten – www.eesom.com