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Synonyme: arterielle Hypertonie, arterielle Hypertension, Hypertonus, Hochdruckkrankheit
Der arterielle Bluthochdruck wird im englischen Sprachraum oft als "silent killer" d.h. der stille Mörder bezeichnet, weil lange Zeit keine Symptome wahrzunehmen sind. Wenn dann Symptome auftreten, muss bereits mit einer Schädigung von Organen gerechnet werden.
Eine arterielle Hypertonie besteht, wenn der Blutdruck den Wert von 140/90mmHg überschreitet. Diese willkürliche Grenze wurde hier angesetzt, weil das Risiko für Organschäden deutlich ansteigt, wenn der Blutdruck diesen Wert übersteigt.
Der Hypertensive Notfall besteht, wenn ohne Symptome ein Blutdruck von >180/110mmHg gemessen wird. Die Hypertensive Krise zeigt bei einem Blutdruck von >220/120mmHg Symptome eines Herzversagens und Hirnsymptome, die unten näher beschrieben sind. Dies ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand und bedarf einer sofortigen blutdrucksenkenden Therapie.
Als maligne Hypertonie wird bezeichnet, wenn der sehr stark erhöhte diastolische (untere) Blutdruck von mehr als 120mmHg auch in der Nacht nicht mehr als 10% abfällt und bereits Augen- und Nierenschäden vorhanden sind.
Der Blutdruck wird durch vielfältige und ineinander wirkende Mechanismen gesteuert. Der Durchmesser der Arterien, das Volumen des gepumpten Blutes und das gesamte Blutvolumen sind dabei die drei wichtigsten beeinflussbaren Faktoren. Eine ausführliche Beschreibung dieser Mechanismen ist im Kapitel Regulation des Blutdrucks zu lesen.
Die häufigste Form der Hypertonie ist die so genannte essentielle oder primäre Hypertonie. 85-90% aller Patienten, die an arteriellem Bluthochdruck leiden, leiden an dieser Form der Hypertonie. Das Problem ist, dass die genaue Ursache der essentiellen Hypertonie nicht bekannt ist.
Jede Erkrankung der Nieren, die das Nierengewebe dauerhaft schädigt, kann einen Bluthochdruck verursachen. Es bildet sich ein Teufelskreis, da der entstehende hohe Druck in den Gefässen das Nierengewebe weiter schädigt und somit der Vorgang beschleunigt wird.
Auch wenn die Nierenarterie verengt ist, und dadurch die Niere nur ungenügend mit Blut versorgt werden kann, versucht diese die Durchblutung durch eine Erhöhung des gesamten Blutdruckes zu steigern. Seltener können hormonelle Störungen durch Fehlregulationen den Blutdruck erhöhen. Beispiele dafür sind das Cushing-Syndrom, Conn-Syndrom und das Phäochromozytom.
Mehrere Verhaltensweisen spielen eine Rolle in der Entstehung der Hypertonie. Wichtig und verbreitet sind das Rauchen, Übergewicht, wenig körperliche Bewegung, ein hoher Kochsalz- und Alkoholkonsum sowie Stress. Stress verursacht nur einen zeitlich begrenzten Bluthochdruck. Danach kehrt er wieder auf normale Werte zurück. Ein gutes Beispiel dafür ist die "Weisskittelhypertonie", welche den Umstand beschreibt, dass die meisten Patienten beim Arzt einen höheren Blutdruck haben als zuhause, weil sie zu diesem Zeitpunkt aufgeregt sind. Dass der Blutdruck mit zunehmendem Alter kontinuierlich ansteigt, liegt in der über die Jahre entstehenden Atherosklerose, einer Verkalkung der Gefässe, begründet.
Das Herz wird bei steigendem Blutdruck zunehmend belastet. Bei Patienten mit vorgeschädigtem Herz kann es deshalb zu einer Herzüberbelastung und einem Herzversagen kommen.
Eine spezielle Form des Bluthochdrucks ist die Schwangerschaftshypertonie, welche ausschliesslich bei schwangeren Frauen auftritt, sich jedoch nicht in allen Fällen nach der Schwangerschaft wieder normalisiert.
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, löst diese Erkrankung sehr lange keine Symptome und Beschwerden aus. Sie ist jedoch deshalb keineswegs ungefährlich. Die Beschwerden entstehen meist erst wenn ein Organ durch den Bluthochdruck stark beschädigt worden ist. Häufig betroffene Organe sind die Nieren, Augen, das Herz und das Gehirn. Die daraus entstehenden, meist unspezifischen Symptome sind Übelkeit und Erbrechen, sowie Müdigkeit und Kopfschmerzen.
Obwohl die sekundäre Hypertonie sehr viel weniger häufig ist als die essentielle oder primäre, muss sie beim Neuauftreten eines Bluthochdruckes ausgeschlossen werden. Wichtig ist dies deshalb, weil im Falle einer sekundären Hypertonie die Grunderkrankung therapiert werden kann, was bei der häufigeren primären Hypertonie nicht möglich ist.
Die Blutdruckmessung ist natürlich ein zentrales Element der Diagnose. Um die Diagnose der arteriellen Hypertonie stellen zu können, sind immer mehrere Blutdruckmessungen an mehreren Tagen notwendig. Eine einzelne Messung kann keine verlässliche Aussage machen. Gemessen wird an beiden Oberarmen mit einer aufblasbaren Blutdruckmanschette.
Ist die Diagnose des arteriellen Bluthochdruckes gestellt, müssen die Organe nach durch diese Erkrankung verursachten Schäden untersucht werden. Je höher der Blutdruck und je jünger der Patient ist, desto intensiver muss nach dem Grund der Erkrankung gesucht werden. Wie bereits oben erwähnt, wird der Grund der Erkrankung nur in ca. 10% der Fälle gefunden.
Grundsätzlich soll neben der medikamentösen Therapie immer auch eine Anpassung der Lebensgewohnheit erfolgen. Auf folgende Verhaltensweisen soll besonders geachtet werden:
Stoppen (nicht bloss Reduktion) des Nikotinkonsums. Bei der Ernährung ist auf eine ausgeglichene, salzarme, aus möglichst wenig tierischen Fetten bestehende Ernährung mit viel Gemüse und Früchten zu achten. Ferner ist der Alkoholkonsum auf 5dl Bier oder 3dl Wein pro Tag einzuschränken.
Nicht weniger wichtig ist allerdings auch eine regelmässige körperliche Aktivität, welche bevorzugt im Rahmen eines regelmässigen Ausdauertrainings erfolgen sollte. So kann sie beispielsweise aus mindestens 3x 20min marschieren, joggen, Fahrrad fahren oder schwimmen pro Woche bestehen.
Die primäre Hypertonie kann nicht ursächlich behandelt und geheilt werden. Das Ziel der Behandlung ist der Schutz der durch den hohen Blutdruck gefährdeten Organe. Da die Krankheit an sich keine Symptome zeigt, ist es besonders wichtig, dass die verwendeten Medikamente keine Nebenwirkungen verursachen.
Bei der medikamentösen Therapie werden Blutdruckwerte von <135/85 mmHg angestrebt. Dabei wird der Blutdruck schrittweise diesem gewünschten Wert angenähert. Bevorzugt wird eine Kombination von Medikamenten verwendet. Dadurch müssen die einzelnen Medikamente weniger hoch dosiert werden, was die Nebenwirkungen der einzelnen Präparate erheblich reduziert. Die wichtigsten Vertreter dieser Medikamente werden in der Folge kurz vorgestellt:
Kalziumantagonisten (Kalziumkanalblocker):
Die Kalziumantagonisten hemmen die Aktivität der Gefässmuskulatur. Damit wird der Gefässdurchmesser grösser und der Blutdruck sinkt.
ACE-Hemmer (Angiotensin converting enzyme-Hemmer):
Dies sind Medikamente, die den Gefässwiderstand im Körper senken und so das vorwärts Pumpen in die Hauptschlagader erleichtern. Die ACE- Hemmer blockieren die Herstellung eines Hormons, welches die Arterien verengt. Gleichzeitig reduzieren sie die Umbauprozesse die im Herzmuskel ablaufen.
Beta-Blocker (ß-Rezeptoren blockierende Medikamente):
Die Beta-Blocker verhindern ein Wirken der Stress-Hormone an den Gefässen sowie am Herzmuskel und verlangsamen so die Herzfrequenz. Dies ermöglicht eine bessere Durchblutung des Herzmuskels und führt zu einem Absinken des Blutdruckes in den Gefässen. Auch Beta-Blocker haben wie die ACE-Hemmer einen günstigen Einfluss auf die im Herzmuskel stattfindenden Umbauprozesse.
Angiotensin II- Antagonisten (Angiotensin II- hemmende Medikamente):
Diese Medikamente hemmen nicht wie die ACE- Hemmer die Herstellung, sondern die Wirkung des Hormons Angiotensin II, welches die Arterien verengt.
Diuretika (Wasser treibende Medikamente):
Sie helfen die überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, die im Gewebe eingelagert worden ist. Damit kann die gesamte Flüssigkeitsmenge in den Gefässen und somit das zu befördernde Blutvolumen reduziert und das Herz entlastet werden.
Autor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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Keywords: | arterielle Hypertonie, Bluthochdruck, Hypertonus, Cushing-Syndrom, Conn-Syndrom, Phäochromozytom, Atherosklerose, Herzversagen, Übergewicht, metabolisches Syndrom, Herzinsuffizienz, essentielle Hypertonie, essenzielle Hypertonie | |
ICD-10: | I10-I15 | |
Zuletzt geändert: | 23.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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