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Synonyme: Abort, Abortus imminens, Abortus incipiens, Abortus incompletus, Abortus completus, Missed abortion, Abortus febrilis, Abortus habitualis, habitueller Abort
Bei der Fehlgeburt, in der Fachsprache Abort genannt, handelt es sich um eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft. Das Kind ist entweder im Mutterleib gestorben oder wird geboren, noch bevor es ausserhalb des Mutterleibs überleben kann. Ist ein Kind bei der Geburt jünger als 24 Schwangerschaftswochen, wird von einer Fehlgeburt gesprochen. Eine Fehlgeburt kann ungewollt sein oder gewollt herbeigeführt werden, wobei dann von einer künstlichen Fehlgeburt, einem Schwangerschaftsabbruch oder einer Abtreibung gesprochen wird. Ist das Kind älter als 24 Schwangerschaftswochen und wird lebend geboren, wird dies in der Fachsprache mit dem Begriff Frühgeburt bezeichnet. Ist das Kind älter als 24 Schwangerschaftswochen und kommt tot zur Welt, spricht man von einer Totgeburt.
Die Häufigkeit von Fehlgeburten kann lediglich geschätzt werden, da Fehlgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen nicht immer erkannt werden. Ursache dafür ist, dass Fehlgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen kaum Beschwerden verursachen. Diese wenigen Beschwerden werden zudem meist als Unregelmässigkeit des Menstruationszyklus missverstanden. Es wird geschätzt, dass in der Gruppe der 20 bis 29-jährigen Frauen 40 bis 70 % der befruchteten Eizellen in einer Fehlgeburt enden. Als Fehlgeburt erkannt werden aber lediglich 10 bis 15 %. Die meisten Fehlgeburten finden in den ersten Schwangerschaftswochen statt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Fehlgeburten einzuteilen. Ausgehend von der Ursache der Fehlgeburt unterscheidet man den Spontanabort vom künstlichen, dem sogenannten artifiziellen, Abort. Der Spontanabort ist ungewollt. Er wird nicht gezielt durch äussere Einwirkungen ausgelöst. Der künstliche Abort hingegen ist gewollt. Mit Medikamenten, chemischen Stoffen oder mechanischen Eingriffen wird die Fehlgeburt absichtlich herbeigeführt. Es wird in diesem Fall auch von einem Schwangerschaftsabbruch oder einer Abtreibung gesprochen.
Ausgehend vom Zeitpunkt der Fehlgeburt unterteilt man in Frühabort und Spätabort. Der Frühabort ist eine Fehlgeburt vor der 12. Schwangerschaftswoche. Er ist häufiger als der Spätabort. Der Spätabort ereignet sich im Zeitraum von der 13. bis zur 24. Schwangerschaftswoche. Nach der 24. Schwangerschaftswoche spricht man von einer Totgeburt, wenn das Kind tot zur Welt kommt, beziehungsweise von einer Frühgeburt, wenn das Kind lebend, jedoch zu früh geboren wird.
Ausgehend vom Stadium der Fehlgeburt unterscheidet man zwischen der drohenden, der beginnenden und der abgelaufenen Fehlgeburt. Die abgelaufene Fehlgeburt kann unvollständig oder vollständig abgelaufen sein. Die verhaltene Fehlgeburt ist eine Sonderform der abgelaufenen Fehlgeburt.
Ausgehend von der Verlaufsform der Fehlgeburt gibt es eine Unterteilung in die fieberhafte und die nicht fieberhafte Fehlgeburt. Bei drei oder mehr aufeinanderfolgenden Fehlgeburten spricht man von gehäuften oder habituellen Aborten.
Eine Sonderform der Fehlgeburt ist das Windei. Das Windei ist eine Schwangerschaft, in der sich von Anfang an gar kein Kind entwickelt hat.
Man unterscheidet Ursachen von Seiten der Mutter oder des Vaters, Ursachen von Seiten des Kindes oder des Mutterkuchens und viele andere Ursachen. Mütterliche Ursachen können Fehlbildungen oder Verletzungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Störungen der Hormone, chronische Infektionskrankheiten, psychische Belastungen, von aussen eindringende schädliche Stoffe und Blutunverträglichkeiten zwischen dem Blut der Mutter und dem des Kindes sein.
Väterliche Ursachen sind Störungen in den Samenzellen. Bei den Ursachen, die vom Kind und dem Mutterkuchen ausgehen, sind die Störungen der Erbinformation, der sogenannten Chromosomen, hervorzuheben. Sie machen 50 bis 70% aller Spontanaborte, also aller Fehlgeburten ohne äussere Ursache, aus. Zu den vielen anderen Ursachen zählen unter anderem die Einnahme von Medikamenten, Drogen und Alkohol während einer Schwangerschaft.
Die meisten Fehlgeburten finden in den ersten Schwangerschaftswochen statt. Im zweiten Schwangerschaftsmonat ist die häufigste Ursache einer Fehlgeburt ein sogenanntes Windei. Bei Fehlgeburten zwischen dem dritten und fünften Schwangerschaftsmonat sind meist Veränderungen der Form oder Lage der Gebärmutter für die Fehlgeburt verantwortlich. Tritt eine Fehlgeburt zwischen dem vierten und sechsten Schwangerschaftsmonat auf, dann ist die Ursache häufig eine Muttermundschwäche.
In den folgenden Abschnitten sind die einzelnen Formen der Fehlgeburt aufgeführt und beschrieben.
Beim Windei handelt es sich um eine beschädigte, befruchtete Eizelle. Die Anlage des Kindes ist verkümmert oder fehlt ganz. Neben fehlerhaften Erbinformationen werden Einwirkungen schädlicher Stoffe oder Sauerstoffmangel als Ursachen für die Beschädigung der befruchteten Eizelle vermutet. Bei etwa 50 bis 90% der Spontanfehlgeburten im zweiten Schwangerschaftsmonat liegt ein Windei vor.
Die Schwangerschaftsbeschwerden sind nur schwach ausgeprägt und es kann zu Schmierblutungen kommen.
Bei der Kontrolluntersuchung beim Frauenarzt fällt auf, dass die Gebärmutter nicht so gewachsen ist, wie es der Schwangerschaftswoche eigentlich entsprechen würde. Im Ultraschall sieht der Frauenarzt, dass die Fruchthöhle innerhalb einer Woche nur minimal grösser geworden ist. Die Fruchtblase ist leer, ein Kind fehlt.
Bei einem Windei bis zur 12. Schwangerschaftswoche muss eine Ausschabung, in der Fachsprache Kürettage, gemacht werden, um die Schwangerschaft zu beenden. Da der Muttermund und der Gebärmutterhals geschlossen sind, muss zum Teil vor der Ausschabung ein Zäpfchen mit dem Medikament Prostaglandin in die Scheide vor den Muttermund gelegt werden. Prostaglandin bewirkt, dass sich der Gebärmutterhals erweitert und weich wird. Das ist deshalb nötig, da die Ausschabung der Gebärmutter durch den Muttermund und den Gebärmutterhals hindurch vorgenommen wird.
Bei der drohenden Fehlgeburt kommt es bei noch geschlossenem Muttermund und lebendem Kind zu Blutungen aus der Gebärmutter mit oder ohne Wehen. Es bildet sich teilweise ein Bluterguss zwischen dem Mutterkuchen und der Gebärmutterwand. Der Bluterguss heilt aus, falls die Fehlgeburt nicht fortschreitet.
Die schwangere Frau bemerkt Blutungen aus der Scheide mit oder ohne wehenartigen Schmerzen im Unterbauch oder im Kreuz.
Der Frauenarzt tastet durch die Scheide nach dem Muttermund und dem Gebärmutterhals der Schwangeren. Er stellt fest, dass der Muttermund geschlossen ist und dass der Gebärmutterhals der normalen Länge entspricht. Im Ultraschall sieht der Frauenarzt, dass das Kind lebt, denn er sieht den Herzschlag des Kindes und eventuell auch Bewegungen des Kindes.
Bei der drohenden Fehlgeburt gibt es keine gezielte Therapiemöglichkeit, um das Fortschreiten der Fehlgeburt aufzuhalten. Empfohlen wird körperliche Schonung, eventuell einige Tage Spitalaufenthalt. Die schwangere Frau sollte Bettruhe einhalten, solange die Blutungen aus der Scheide anhalten. Ist die Frau schon in der 20. Schwangerschaftswoche und verspürt Wehen, dann gibt man zum Teil wehenhemmende Medikamente. Bei einer Gelbkörperschwäche wird der Schwangeren teilweise Gelbkörperhormon in Form von Tabletten in die Scheide gegeben. Kommen die Blutungen zum Stillstand, verläuft die Schwangerschaft ganz normal weiter und das Kind kann zum errechneten Geburtstermin geboren werden.
Die beginnende Fehlgeburt wird auch in Gang befindliche oder nicht mehr aufzuhaltende Fehlgeburt genannt. Die Schwangerschaft ist so gestört, dass die Fehlgeburt nicht mehr aufgehalten werden kann. Die Blutung aus der Scheide und die Schmerzen im Unterbauch sind meist stärker als bei der drohenden Fehlgeburt. Der Muttermund ist geöffnet. Das Kind im Mutterleib kann noch leben oder ist bereits gestorben.
Die schwangere Frau bemerkt Blutungen aus der Scheide und hat wehenartige Schmerzen im Unterbauch oder Kreuzschmerzen.
Der Frauenarzt tastet nach dem Muttermund und dem Gebärmutterhals der Schwangeren von der Scheide aus. Er spürt, dass der Muttermund geöffnet ist. Eventuell kann er Gewebe des Kindes oder des Mutterkuchens in der Scheide tasten. Im Ultraschall sieht der Frauenarzt, dass das Kind noch lebt oder dass es bereits gestorben ist.
Die Schwangerschaft kann bei der beginnenden Fehlgeburt nicht mehr erhalten werden. Die beginnende Fehlgeburt geht in eine vollständige oder unvollständige Fehlgeburt über.
Die abgelaufene Fehlgeburt kann entweder unvollständig oder vollständig sein. Bei der unvollständigen Fehlgeburt sind das Kind oder Teile des Mutterkuchens bereits geboren worden. Teile des Mutterkuchens sind aber in der Gebärmutter zurückgeblieben.
Bei der vollständigen Fehlgeburt sind sowohl das Kind als auch alle Eihäute mit dem ganzen Mutterkuchen geboren worden. Die Gebärmutter ist leer. Nach der achten Schwangerschaftswoche kann sich eine Gebärmutter nach einer Fehlgeburt kaum noch selbst vollständig entleeren. So muss nach der achten Schwangerschaftswoche grundsätzlich von einer unvollständigen Fehlgeburt ausgegangen werden.
Die schwangere Frau hat Blutungen aus der Scheide und wehenartige Schmerzen im unteren Unterbauch oder im Kreuz. Im Blut aus der Scheide hat es Gewebeanteile.
Der Frauenarzt betastet den Muttermund und den Gebärmutterhals der Schwangeren von der Scheide aus. Er spürt, dass der Muttermund geöffnet ist. Bei der Untersuchung kann er Gewebe des Kindes oder des Mutterkuchens im Gebärmutterhals oder in der Scheide tasten.
Bei der unvollständigen Fehlgeburt kann der Arzt im Ultraschall noch Reste des Mutterkuchens in der Gebärmutter sehen.
Bei der vollständigen Fehlgeburt haben sich Kind, Eihäute und Mutterkuchen vollständig aus der Gebärmutter herausgelöst. Im Ultraschall ist die Gebärmutterhöhle leer.
Bei der unvollständig abgelaufenen Fehlgeburt hat es noch Reste des Mutterkuchens in der Gebärmutter. Diese Reste können zu anhaltenden Blutungen aus der Scheide oder zu Infektionen führen. Selten können sich solche Reste auch zu einem bösartigen Tumor entwickeln, einem sogenannten Trophoblasttumor. Deshalb muss bei fast jeder unvollständigen Fehlgeburt eine Ausschabung gemacht werden, um das restliche Gewebe aus der Gebärmutter zu entfernen. Um das zur Blutstillung notwendige Zusammenziehen der Gebärmutter zu unterstützen, bekommt die Frau spezielle Medikamente. Nach der Ausschabung kommt die Blutung in der Regel zum Stillstand.
Bei einer vollständigen Fehlgeburt ist eine Ausschabung nur dann notwendig, wenn die Blutung nicht nachlässt, wenn sich die Gebärmutter nicht schnell genug zusammenzieht oder wenn unklar ist, ob nicht doch noch Reste des Mutterkuchens in der Gebärmutter vorhanden sind.
Bei der verhaltenen Fehlgeburt ist das Kind im Mutterleib gestorben. Das tote Kind befindet sich mit dem Mutterkuchen und der Fruchthöhle in der Gebärmutter. Äussere Anzeichen für eine Fehlgeburt wie Blutungen aus der Scheide oder Abgang von Gewebe fehlen. Der Muttermund ist geschlossen.
Verbleibt das im Mutterleib gestorbene Kind nach der 12. Schwangerschaftswoche noch mehrere Wochen lang in der Gebärmutter, dann kann sich in seltenen Fällen ein sogenanntes Dead-Fetus-Syndrom entwickeln. Dabei können Substanzen, die die Blutgerinnung der Mutter stören, vom kindlichen ins mütterliche Blut gelangen. Eine lebensbedrohliche Blutgerinnungsstörung der Mutter ist die Folge.
Die schwangere Frau registriert ein Nachlassen der Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit oder Brustspannen. Sie bemerkt zudem, dass die Kindsbewegungen nachlassen und schliesslich aufhören. Der Bauch der Schwangeren nimmt nicht mehr an Grösse zu.
Bei der Kontrolluntersuchung beim Frauenarzt fällt auf, dass die Gebärmutter nicht so gewachsen ist, wie es der Schwangerschaftswoche eigentlich entsprechen würde. Der Frauenarzt sieht im Ultraschall das Kind in der Gebärmutter. Er kann jedoch keinen Herzschlag und keine Bewegungen des Kindes mehr nachweisen.
Bei einer verhaltenen Fehlgeburt bis zur 12. Schwangerschaftswoche muss eine Ausschabung gemacht werden, um die Schwangerschaft zu beenden. Da der Muttermund und der Gebärmutterhals bei der verhaltenen Fehlgeburt geschlossen sind, muss der Schwangeren vor der Ausschabung zum Teil ein Scheidenzäpfchen mit dem Medikament Prostaglandin gegeben werden. Das Prostaglandin bewirkt, dass sich der Gebärmutterhals erweitert und weich wird. Das ist deshalb nötig, da die Ausschabung der Gebärmutter durch den Muttermund und den Gebärmutterhals hindurch vorgenommen wird.
Ist die Schwangerschaft zum Zeitpunkt der verhaltenen Fehlgeburt schon weiter fortgeschritten als bis zur 12. Schwangerschaftswoche, ist eine Ausschabung zum Beenden der Schwangerschaft nicht mehr möglich. Dann bekommt die schwangere Frau zuerst über eine Vene eine Infusion mit Medikamenten, die Wehen auslösen. Dadurch wird die Geburt des im Mutterleib verstorbenen Kindes eingeleitet. Nach der Geburt des Kindes muss meistens aber noch eine Ausschabung gemacht werden, um sicherzustellen, dass keine Reste des Mutterkuchens in der Gebärmutter zurückgeblieben sind.
Tritt ein Dead-Fetus-Syndrom bei einer Betroffenen einer verhaltenen Fehlgeburt auf, muss eine sofortige Behandlung auf einer Intensivstation mit Beendigung der Schwangerschaft erfolgen.
Falls eine Fehlgeburt zusätzlich mit Fieber ab 38°C einhergeht, spricht man von einer fieberhaften Fehlgeburt. Durch Eindringen von Krankheitserregern über die Scheide in die Gebärmutter ist es dabei zu einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und der Fruchthöhle gekommen. Die fieberhafte Fehlgeburt ist eine typische Komplikation eines unsachgemäss durchgeführten Schwangerschaftsabbruchs. Aber auch im Anschluss an eine spontane Fehlgeburt kann es selten zu solch einer Entzündung kommen. Umgekehrt kann eine Entzündung auch die Ursache und damit der Auslöser einer Fehlgeburt sein.
Ist die Entzündung noch auf die Gebärmutter beschränkt, spricht man von einer unkomplizierten fieberhaften Fehlgeburt. Von einer komplizierten fieberhaften Fehlgeburt spricht man, wenn die Entzündung auf die Eierstöcke übergegriffen und zu einer Bauchfellentzündung geführt hat. Die septische Fehlgeburt, auch septischer Abort genannt, ist die schwerwiegendste Form der fieberhaften Fehlgeburt. Eine septische Fehlgeburt entsteht, wenn die Krankheitserreger über die Gebärmutter ins Blut gelangen und sich über das Blut im ganzen Körper verteilen. Im Volksmund wird von einer Blutvergiftung gesprochen. Eine Entzündung des gesamten Bauchfells, Entzündungen der Beckenorgane und eine Störung der Blutgerinnung mit Versagen aller Organe können die Folge sein. Eine septische Fehlgeburt kann tödlich enden.
Die Anzeichen der fieberhaften Fehlgeburt treten entweder nach einer schon abgelaufenen Fehlgeburt oder davor auf, je nachdem ob die Entzündung Folge oder Auslöser einer Fehlgeburt ist.
Bei der unkomplizierten fieberhaften Fehlgeburt misst die schwangere Frau ihre Temperatur und bemerkt, dass sie Fieber über 38°C hat. Zusätzlich kann sie unterschiedlich starke Blutungen aus der Scheide und Unterbauchschmerzen haben.
Bei der komplizierten fieberhaften Fehlgeburt besteht durch die Ausbreitung der Entzündung meist hohes Fieber und verstärkte Bauchschmerzen. Die Betroffene fühlt sich schwer krank.
Bei der septischen Fehlgeburt steigt die Körpertemperatur auf über 39°C an mit Schüttelfrost, eitrigem Ausfluss aus der Scheide oder eitrigem Fruchtwasser. Die Gebärmutter und die Eierstöcke sind schmerzhaft, wenn man auf sie drückt. Die schwangere Frau ist sehr schwer krank und nur eingeschränkt bei Bewusstsein Sie ist unruhig und ihr Blutdruck fällt ab.
Der Frauenarzt weist bei der Blutuntersuchung Zeichen einer Entzündung im Blut nach. Bei der septischen Fehlgeburt kann der Arzt bei der Blutuntersuchung zusätzlich eine Störung der Blutgerinnung nachweisen. Um den Erreger der Entzündung genau zu identifizieren, wird vor Beginn einer Behandlung mit Antibiotika Blut abgenommen und dieses auf Krankheitserreger untersucht. In der Fachsprache wird von Blutkulturen gesprochen.
Bei der unkomplizierten fieberhaften Fehlgeburt bekommt die Frau zunächst Antibiotika. Sobald sie kein Fieber mehr hat, muss eine Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden.
Bei der komplizierten fieberhaften und der septischen Fehlgeburt muss zunächst die Blutvergiftung mit Antibiotika behandelt werden, am besten auf einer Intensivstation eines Spitals. Um zu verhindern, dass die Frau eine Blutgerinnungsstörung mit übermässiger Blutgerinnung bekommt, wird ihr bei schwerem Krankheitsverlauf das Medikament Heparin zur Blutverdünnung gegeben. Verbessert sich unter dieser Behandlung der Allgemeinzustand der Frau, wartet man bis die Entzündung unter Kontrolle ist und führt dann eine Ausschabung der Gebärmutter durch. Zeigt die Behandlung mit Antibiotika keinen Erfolg, ist die Entfernung der Gebärmutter und damit des Entzündungsherdes die letzte Möglichkeit, um das Leben der Frau zu retten.
Bei drei oder mehr aufeinanderfolgenden Fehlgeburten spricht man von habituellen oder gehäuften Fehlgeburten. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche kommen als Ursachen zum Grossteil Störungen der Erbanlagen beider Eltern, Trophoblasttumoren wie die Blasenmole oder Störungen der Einnistung in Frage. In der späteren Schwangerschaft treten eher Ursachen wie eine Muttermundschwäche oder Gebärmutterfehlbildungen in den Vordergrund. Auch Hormonstörungen, wie die Gelbkörperschwäche, können eine Ursache für gehäufte Fehlgeburten sein. Zudem können Funktionsstörungen des Abwehrsystems der Mutter, Infektionen wie eine Toxoplasmose, Erkrankungen der Schilddrüse oder eine Diabetes zu gehäuften Fehlgeburten führen.
Drei oder mehr Fehlgeburten folgen direkt aufeinander.
Die Vielzahl der möglichen Ursachen für gehäufte Fehlgeburten erfordert eine entsprechend umfangreiche Abklärung beider Partner. Die Abklärung umfasst eine Untersuchung der Erbinformationen beider Partner und eine Untersuchung der Hormone der Frau und der Spermien des Mannes. Ferner müssen Infektionen als Ursache der gehäuften Fehlgeburten durch Abstriche vom Gebärmutterhals und durch Blutuntersuchungen ausgeschlossen werden.
Fehlbildungen der Gebärmutter lassen sich durch Ultraschall oder gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen wie eine Spiegelung der Gebärmutter, eine sogenannte Hysteroskopie, oder eine sogenannte Hysterosalpingographie ausschliessen. Bei der Hysterosalpingographie wird ein Kontrastmittel in den Gebärmutterhals gespritzt und anschliessend ein Röntgenbild gemacht. Auf dem Bild ist sichtbar, ob sich das Kontrastmittel ungehindert in der Gebärmutter verteilen kann oder ob Fehlbildungen der Gebärmutter vorliegen. Wenn die genannten Untersuchungen keinen Hinweis auf die Ursache der gehäuften Fehlgeburten ergeben, sollte man versuchen, bei einer erneuten Fehlgeburt die Erbinformation im Gewebe des Kindes zu untersuchen.
Lässt sich ein Grundleiden als Auslöser für die Fehlgeburten finden, sollte dieses nach Möglichkeit beseitigt werden. Je nach Auslöser sollte vor beziehungsweise in einer Folgeschwangerschaft eine entsprechende Therapie erfolgen. In etwa 40 % der Fälle findet sich jedoch keine Ursache für die gehäuften Fehlgeburten.
Autor/in: | Dr. Julia Feucht, Ärztin, Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin | |
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Editor/in: | Prof. Dr. med. Michel Müller, Facharzt für Gynäkologie | |
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ICD-10: | O05 | |
Zuletzt geändert: | 05.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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