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Synonyme: Tripper, Neisseria gonorrhea
Gonorrhoe, auch als Tripper bekannt, ist eine Geschlechtskrankheit. Die Krankheitserreger der Gonorrhoe sind Gonokokken, Bakterien die bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden. Sie verursachen am Ort der Infektion eine Entzündung der Schleimhäute. Daher ist meistens der Intimbereich befallen, je nach sexuellen Vorlieben kann es aber auch zu einer Infektion des Rachens oder des Enddarms kommen. Am häufigsten aber ist die Schleimhaut der Harnröhre entzündet.
Bei der Geburt können Gonokokken von einer infizierten Mutter auf ihr Kind übertragen werden. Kopf voran bahnt sich das Kind den Weg durch den Geburtskanal und kommt dort in engen Kontakt mit den infizierten Stellen. So können die Gonokokken sich auf der Bindehaut der Augen ansiedeln und eine Bindehautentzündung verursachen. Früher, als die Gonorrhoe noch sehr viel häufiger war, erhielten alle Neugeborenen vorsorglich Augentropfen. Heute wird dieses Vorgehen nicht mehr empfohlen, da Schwangere nur noch selten Gonorrhoe haben und die Tropfen nicht ganz nebenwirkungsfrei sind. Hat ein Neugeborenes aber doch eine Konjunktivitis wird diese selbstverständlich behandelt, um Komplikationen wie Erblindung zu verhindern.
Auch bei Erwachsenen kann die Gonorrhoe eine Bindehautentzündung verursachen. In diesen Fällen wurden die Gonokokken meistens mit den Händen vom Genitalbereich zu den Augen verschleppt.
Neben dem direkten Kontakt existieren auch noch andere Ausbreitungswege für die Gonokokken. Bei der Frau können sie via Scheide und Gebärmutter aufsteigen. Von dort gelangen sie dann über die Eileiter zu den Eierstöcken oder auch zu anderen Organen im Bauchraum. Selten einmal verbreiten sich die Gonokokken auch über den Blutstrom. Sie können so in die verschiedensten Organe verstreut werden und dort Schaden anrichten. Gelenksentzündungen (Arthritis), vor allem des Kniegelenks, sind eine mögliche Folge. Gefährlich ist auch ein Befall der Herzklappen (Endokarditis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis).
Wenige Tage bis eine Woche nach der Ansteckung treten die ersten Symptome auf. Beim Mann äussert sich die Gonorrhoe mit Schmerzen beim Wasserlassen und eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre. Eventuell ist die Öffnung der Harnröhre gerötet und geschwollen. Etwa jeder Vierte ist aber beschwerdefrei.
Bei den Frauen ist dieser Anteil noch grösser. Nur knapp die Hälfte der Betroffenen entwickelt Symptome. Wenn aber doch Beschwerden vorhanden sind, sind sie ähnlich wie beim Mann. Auch bei der Frau kommt es zu eitrigem Ausfluss, Harndrang und schmerzhaftem Wasserlösen, eventuell ist auch Geschlechtsverkehr schmerzhaft.
Anders ist es, wenn sich die Gonokokken weiter ausbreiten und auch die Eileiter und Eierstöcke befallen. Die Frau leidet dann an Unterbauchschmerzen und die Temperatur kann erhöht sein. Breitet sich die Infektion noch weiter im Bauchraum aus, kommt es zu einer sehr schmerzhaften Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) und hohem Fieber.
In vielen Fällen sind aber keine oder nur milde Symptome vorhanden. Daher wird die Gonorrhoe manchmal gar nicht bemerkt und fällt erst durch Spätfolgen auf. Besonders bei Frauen kann es zu Unfruchtbarkeit (Sterilität) kommen. Eine Entzündung der Eileiter führt zu Verwachsungen, so dass sie für die von den Eierstöcken kommende Eizelle nicht mehr durchgängig sind.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Diagnose der Gonorrhoe. Bei allen ist das Ziel, die Gonokokken nachzuweisen.
Der Arzt fertigt Abstriche von der Harnröhre an, bei der Frau auch vom Gebärmutterhals. Dazu führt er ein kleines Wattestäbchen ein und entnimmt damit Material von der Oberfläche der betroffenen Stellen. Das Material wird auf ein Glasplättchen gestrichen und unter dem Mikroskop betrachtet. So sind die Gonokokken dann manchmal direkt erkennbar.
Des Weiteren wird von den Abstrichen eine Kultur angefertigt. Das heisst, dass das gewonnene Material auf Nährplatten ausgestrichen wird, wo dann die Bakterien wachsen und sich vermehren, so dass sie dann von blossem Auge sichtbar werden und so nachgewiesen werden können. Bis dieses Ergebnis vorliegt dauert es aber mehrere Tage.
Die so angezüchteten Gonokokken werden in der Folge auch auf ihre Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika untersucht. Dieses Verfahren hilft Resistenzen festzustellen, also Bakterien zu identifizieren gegen die ein bestimmtes Antibiotikum nicht wirksam ist.
Eine neuere Methode eine Gonorrhoe zu diagnostizieren ist ein Urintest. In der Urinprobe wird nach dem Erbmaterial der Gonokokken gesucht. Dazu werden kleinste Mengen dieses Erbmaterials mit einem speziellen Verfahren vervielfältigt und so nachweisbar gemacht. Dieses Verfahren heisst PCR und wird auch für andere Untersuchungen, wie zum Beispiel den Vaterschaftstest verwendet.
Wenn jemand an Gonorrhoe erkrankt ist, besteht immer auch das Risiko einer Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten. Damit es überhaupt zu einer Gonorrhoe kommt, muss zuvor eine Infektion erfolgen. Da dies meist beim ungeschützten Geschlechtsverkehr geschah, können bei dieser Gelegenheit genauso gut auch Erreger von anderen Geschlechtskrankheiten übertragen worden sein.
Bei etwa einer Hälfte der Betroffenen werden denn auch gleichzeitig Chlamydien gefunden, die auch im Abstrich oder mit einem PCR diagnostiziert werden. Zusätzlich können im Rahmen einer Blutentnahme zusätzlich nach Syphilis oder HIV gesucht werden.
Eine Gonorrhoe wird immer mit Antibiotika behandelt. Die Art und Dauer der Antibiotikagabe variieren aber je nach der Empfindlichkeit der Krankheitserreger auf das Medikament.
Aus diesem Grund wird vor der definitiven Wahl des Antibiotikums ein Test durchgeführt, welcher Aufschluss über die Empfindlichkeit der gefundenen Bakterien gibt. Bis das Resultat des Tests bekannt ist, wird mit einem Antibiotikum behandelt, von welchem ausgegangen wird, dass es optimal wirkt. Wenn gemäss dem Testresultat ein anderes Antibiotikum besser wirkt, wird die Therapie umgestellt.
Von den Labors werden die Ergebnisse der Empfindlichkeitsprüfung von den Gonokokken gesammelt. Aufgrund dieser Daten wird eine Empfehlung abgegeben, welches Antibiotikum gegeben werden soll, bis das Testergebnis der einzelnen Patientin bekannt ist und wie lange die Therapie dauern muss. Sind zum Beispiel alle in der letzten Zeit geprüften Gonokokken unempfindlich gegen Penicillin und somit resistent, wird ein anderes Antibiotikum empfohlen.
Die Therapiedauer reicht von einer einmaligen Gabe bis zu kontinuierliche Tabletteneinnahme über mehrere Tage. Bei ausgedehntem Befall, vorallem wenn die Gonokokken sich weiter verbreitet haben und Organe nicht direkt am Infektionsort betroffen sind, ist manchmal eine Antibiotikainfusion und ein Spitalaufenthalt nötig, um die Krankheit ausreichend zu behandeln.
Da Gonokokken und Chlamydien häufig zusammen vorkommen, sollte die Therapie gegen beide Erreger wirken. Deshalb muss bei der Wahl des Antibiotikums darauf geachtet werden, dass dieses gleichzeitig auch gegen die Chlamydien wirksam ist.
Es sollte zudem auch immer der Partner untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden. Sonst könnte es zu einem so genannten Ping-Pong-Effekt kommen, bei dem die behandelte Patientin wieder von ihrem ebenfalls an Gonorrhoe erkrankten Partner angesteckt wird, sobald sie die Antibiotikatherapie beendet hat. Gegen Gonorrhoe wird man nicht immun und man kann mehrmals daran erkranken.
Auch wenn eine Gonorrhoe mit Antibiotika behandelt werden kann, sollten die bestehenden Möglichkeiten ausgenutzt werden, um sich vor einer Ansteckung mit Gonokokken zu schützen. Dies kann beispielsweise durch den konsequenten Gebrauch von Kondomen bei einem Wechsel des Sexualpartners erreicht werden.
Autor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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Keywords: | Gonorrhoe, Tripper, Geschlechtskrankheiten , Neisseria gonorrhea, Gonorrhö, Gonorhö, Gonorrö, Gonorhoe, Gonoroe, Gonorö, Gonokokken | |
ICD-10: | A54 | |
Zuletzt geändert: | 05.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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