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Synonyme: Anorexie, Anorexia nervosa, Anorexia mentalis, Pubertätsmagersucht
Bei einer Magersucht, auch Pubertätsmagersucht, Anorexie, Anorexia nervosa oder Anorexia mentalis genannt, ist die Nahrungsaufnahme wegen einer grossen Furcht vor dem Dickwerden, einem veränderten Essverhalten sowie einer Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, einer sogenannten Körperschema-Störung, dermassen gestört, dass der Körper keine ausreichende Menge einzelner, mehrerer oder aller Nahrungsbestandteile mehr erhält. Betroffene verlieren beabsichtigt deutlich an Gewicht.
In der Folge kann der Körper mit seinen Zellen, Geweben und Organen nicht mehr optimal funktionieren. Abläufe im Körper können dadurch gestört werden und eine breite Palette an Beschwerden kann im Bereich aller Gewebe und Organe des Körpers auftreten. Die Diagnose einer Magersucht wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung und weiteren Untersuchungen gestellt. Die Behandlung der Magersucht hängt von ihrer Ursache und ihrem Schweregrad ab und besteht aus mehreren Behandlungsmassnahmen.
Die Magersucht wird auch Pubertätsmagersucht, Anorexie, Anorexia nervosa oder Anorexia mentalis genannt. Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexie Appetitverlust oder Appetitverminderung. Der Zusatz nervosa soll darauf hinweisen, dass die Magersucht eine seelische Ursache hat. Bei der Magersucht handelt es sich um eine Essstörung, bei der Betroffene durch strikte Diäten bis hin zur völligen Nahrungsverweigerung beabsichtigt deutlich an Gewicht verlieren oder ein Gewicht beibehalten, dass für ihr Alter viel zu niedrig ist. Dieses Untergewicht bewirkt schwere körperliche Folgeerscheinungen, die lebensbedrohlich sein können. Dabei fühlen sich die Betroffenen wegen einer Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, einer sogenannten Körperschema-Störung (siehe Abbildung 1), trotz Untergewicht noch zu dick.
Es gibt keine einzelne, eindeutige Ursache für die Entstehung einer Magersucht. Esstörungen wie die Magersucht werden durch verschiedene Faktoren verursacht. Dazu gehören genetische Faktoren, psychologische und familiäre Faktoren sowie gesellschaftliche Faktoren. Genetische Faktoren sind Eigenschaften, die von den Eltern an die Kindern vererbt werden. Zu den psychologischen und familiären Faktoren zählen Beziehungsstörungen, Selbstwertkonflikte, Konflikte mit der eigenen Sexualität, negative Kindheitserfahrungen und Einflüsse der Familie.
Einflüsse der Familie können eine Alkoholabhängigkeit oder psychische Erkrankungen von Familienmitgliedern, grosser Stellenwert von Gewicht und äusserem Erscheinungsbild in der Familie, Überbehütung der Kinder durch die Eltern sowie eine gestörte Beziehung zur Mutter, zum Vater oder zwischen den Eltern sein. Mögliche soziale Faktoren sind das verbreitete Schlankheitsideal, das insbesondere für Frauen als anzustrebendes Schönheitsideal gilt, und der Leistungsdruck in der westlichen Gesellschaft. Dieser gesellschaftliche Druck betrifft vor allem das weibliche Geschlecht. So haben der gesellschaftliche Druck und das verbreitete Schlankheitsideal beispielsweise dazu geführt, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich gerne fünf Kilogramm leichter wären, egal ob sie im Moment übergewichtig, normalgewichtig oder untergewichtig sind.
Die genetischen, psychologischen und familiären sowie sozialen Faktoren bewirken bei Betroffenen eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers und der eigenen Figur, was als Körperschema-Störung (siehe Abbildung 1) bezeichnet wird. Diese Körperschema-Störung führt als Reaktion auf bestimmte Auslöser zu einer Essstörung wie einer Magersucht mit einem veränderten Essverhalten und unterschiedlichen Massnahmen zur Verhinderung eines Dickwerdens oder Dickseins.
Auslöser für das Auftreten einer Ernährungsstörung sind häufig Stressereignisse wie neue schulische oder berufliche Herausforderungen, Verlustereignisse, Trennungen, Krankheiten oder die körperlichen und geistigen Veränderungen in der Pubertät. Aber auch ständige Hänseleien wegen Übergewicht können das Auftreten einer Ernährungsstörung auslösen.
Die Häufigkeit der Essstörungen hat in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern zugenommen. Dabei ist die Magersucht in der Gesellschaft insgesamt eher selten. In der hauptsächlich betroffenen Gruppe junger Frauen zwischen 15 und 25 Jahren kann diese Erkrankung jedoch bei bis zu einer von Hundert jungen Frauen gefunden werden. Das weibliche Geschlecht ist deutlich häufiger von einer Essstörung betroffen als das männliche. Nur gerade 5 bis 10% der Personen, die von einer Magersucht betroffen sind, sind männlich. Der Altersgipfel der Magersucht liegt bei 14 Jahren.
In mittleren und höheren Gesellschaftsschichten treten die Essstörungen ausserdem häufiger auf als in tieferen Gesellschaftsschichten.
Besonders gefährdet für das Auftreten einer Magersucht sind insbesondere Modells, Balletttänzerinnen und Sportler/innen.
Bei der Magersucht stehen ein für Lebensalter und Körpergrösse deutlich zu geringes Körpergewicht, eine stetige Beschäftigung mit dem Körpergewicht, Angst vor einer Gewichtszunahme, Diäten bis zur Nahrungsverweigerung und andere Massnahmen zur Gewichtsreduktion, Fehlwahrnehmung der eigenen Figur (siehe Abbildung 1) sowie unterschiedliche körperliche Folgeerscheinungen im Vordergrund.
Das zu geringe Körpergewicht beträgt dabei weniger als 85% des für das Lebensalter, die Körpergrösse und das Geschlecht zu erwartenden Körpergewichts oder der sogenannte Body Mass Index BMI liegt unter 17.5 kg/m2. Der BMI hilft bei der Beurteilung des Körpergewichts. Dabei wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergrösse in Metern im Quadrat geteilt. Ein BMI zwischen 18.5 und 25 kg/m2 wird als normal bezeichnet. Dieses zu geringe Körpergewicht kann durch einen absichtlichen Gewichtsverlust, durch eine absichtlich unzureichende Gewichtszunahme oder durch das absichtliche Halten eines Körpergewichts, das für das Lebensalter zu niedrig ist, entstehen. Die betroffenen Personen versuchen aus Angst vor dem Dicksein oder Dickwerden unter allen Umständen eine Gewichtszunahme zu verhindern, indem sie fortwährend an Gewicht abnehmen oder ein extrem niedriges Körpergewicht aufrecht erhalten.
Dabei vermeiden Betroffene das Essen von Speisen, die viele Kalorien enthalten, wenden verschiedene Diäten an, beschränken das Essen auf einzelne Lebensmittel oder verzichten teilweise sogar fast vollständig auf die Nahrungszufuhr. Sie essen zudem äusserst langsam, sodass sie für den Verzehr geringster Nahrungsmengen ausserordentlich lange brauchen. Viele Betroffene weigern sich, gemeinsam mit der Familie zu essen. Teilweise beschäftigen sich die betroffenen Personen sogar dermassen stark mit dem Essen, dass sie beginnen, Kochbücher zu lesen, für andere zu kochen, ohne danach mitzuessen, oder Nahrungsmittel zu sammeln und zu verstecken. Neben den Diäten und dem Hungern versuchen Betroffene ihr Gewicht zudem durch selbst herbeigeführtes Erbrechen oder den Missbrauch von Abführmitteln, Urin-fördernden Medikamenten oder Appetitzüglern zu reduzieren. Auch übermässige körperliche Aktivität wird verwendet, um beim Gewichtsverlust zu helfen. Teilweise wird das Körpergewicht dadurch so stark gesenkt, dass Lebensbedrohung besteht.
Betroffene Personen neigen zu depressiven Verstimmungen, die vom Gewicht abhängig sind. Bei erfolgreichem Hungern und Gewichtsverlust fühlen sich die Betroffenen besser und sind stolz auf ihre Leistung. Vor allem am Anfang werden sie in ihrem Verhalten durch Komplimente zur Figur aus ihrem Bekanntenkreis noch bestätigt.
Zusammen mit der Gewichtsabnahme ist bei der Magersucht eine deutliche Einstellungsänderung und eine vollkommen verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körperbildes verbunden, eine sogenannte Körperschema-Störung (siehe Abbildung 1), sodass Betroffene sich auch noch bei starkem Untergewicht als zu dick empfinden. Aus diesem Grund bemerken sehr viele Betroffene auch nicht, dass sie an einer Krankheit leiden, die ihnen Schaden zufügt, und sie deshalb eine Behandlung benötigen.
Durch den Gewichtsverlust, die ungenügende Nährstoffzufuhr und die vermehrte körperliche Aktivität kann die Magersucht zu eine Fehl- oder Unterernährung mit einem Mangel eines, mehrerer oder aller Nahrungsbestandteile führen. Dadurch werden verschiedene Abläufe im Körper gestört, was sich mit einer breiten Palette an körperlichen Folgeerscheinungen und Beschwerden im Bereich aller Gewebe und Organe des Körper zeigen kann (siehe Abbildung 2). Dazu gehören eine Störung des Menstruationszyklus mit einem Ausbleiben der Regelblutung bei Frauen, einer sogenannten Amenorrhoe, und Unfruchtbarkeit respektive ein Verlust des sexuellen Verlangens und der Potenz bei Männern.
Weiter sind Verstopfung, niedrige Körpertemperatur, langsamerer Herzschlag, tiefer Blutdruck, verlangsamtes Atmen, Haarausfall, flaumartige Behaarung am Rücken wie bei Frühgeborenen und Flüssigkeitsansammlungen in den Geweben, sogenannte Ödeme, möglich. Durch eine ungenügende Sauerstofflieferung mit dem Blut kann eine blaurote Verfärbung der Haut an Fingern, Zehen, Händen, Füssen und im Gesicht auftreten, was Akrozyanose genannt wird (siehe Abbildung 3). Ausserdem sind sogenannte Blutbildveränderungen mit einem Mangel an roten und weissen Blutkörperchen sowie Störungen der Elektrolyte mit einem Mangel an Kalium, Chlorid und Natrium möglich, wobei vor allem ein Kaliummangel zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand führen kann. Eine Abnahme der roten Blutkörperchen, eine sogenannte Anämie, führt zu Blässe, Müdigkeit, Leistungseinbruch, Konzentrationsstörungen und Atembeschwerden, eine Abnahme der weissen Blutkörperchen, eine sogenannte Leukopenie, zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte.
Tritt die Magersucht noch vor Abschluss der Pubertät auf, können bei Betroffenen Wachstumsstörungen sowie Ausbleiben oder Abbruch der Pubertätsentwicklung, inklusive der Brustentwicklung bei Mädchen und der Entwicklung der Hoden und des Penis bei Jungen, vorkommen. Insbesondere wenn Betroffene ausgeprägt Abführmittel zu sich nehmen, ist eine Abnahme der Knochenstabilität mit vermehrter Knochenbrüchigkeit im Sinne einer Osteoporose möglich.
Gerade weil Personen, die an einer Magersucht leiden, aufgrund der Körperschema-Störung nicht bemerken, dass sie krank sind, und weil ihnen die Gewichtsabnahme ein gutes Gefühl gibt und sie zu beruflichen und körperlichen Leistungen treibt, wird das Vorliegen einer Magersucht oft lange nicht erkannt. Ausserdem verbergen Personen, die an einer Magersucht leiden, nicht selten durch das Tragen weiter Kleidung den Gewichtsverlust von Angehörigen und Bekannten. Meist treibt erst der Zusammenbruch an der Grenze der körperlichen Belastbarkeit oder das Drängen von Angehörigen oder Freunden die Betroffenen zu einem Arzt. Auch dann wehren sich die betroffenen Personen aus Angst, dick zu werden, aber häufig noch gegen das Wissen, dass ihr Verhalten Gesundheits-schädigend und lebensgefährlich ist.
Der Arzt wird ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person und deren Angehörigen führen. Er wird sich dabei nach der familiären und gesellschaftlichen Lebenssituation und Lebensumständen, nach der bisherigen körperlichen und geistigen Entwicklung sowie nach Krankheiten und Behandlungen erkundigen. Insbesondere wird er nach Beschwerden und Veränderungen, nach dem Essverhalten, der Gewichtsentwicklung, einem selbst herbeigeführten Gewichtsverlust, Verwendung von Abführmitteln, Urin-fördernden Mitteln und/oder Appetitzüglern zur Gewichtsabnahme, nach körperlicher Aktivität und der Einstellung bezüglich dem eigenen Gewicht und der Figur fragen. Anschliessend wird er die betroffene Person sorgfältig untersuchen.
Das Gewicht der Person kann der Arzt mithilfe des Body Mass Index BMI beurteilen. Dabei wird das Körpergewicht der Person in Kilogramm durch die Körpergrösse der Person in Metern im Quadrat geteilt. Ein BMI zwischen 18.5 und 25 kg/m2 wird als normal bezeichnet. Bei der Magersucht liegt der BMI unter 17.5 kg/m2 oder das Körpergewicht beträgt weniger als 85% des für das Lebensalter, die Körpergrösse und das Geschlecht zu erwartenden Körpergewichts.
Weitere Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung oder ein Elektrokardiogramm EKG mit Aufzeichnung der Herzkurve helfen dem Arzt ausserdem, verschiedene Mangelzustände und den Schweregrad der körperlichen Veränderungen durch die Essstörung zu erfassen.
Anhand des Gesprächs, der körperlichen Untersuchung und weiterer Untersuchungen kann der Arzt die Diagnose einer Essstörung stellen. Bei der Festlegung der Form der Essstörung muss beachtet werden, dass die Magersucht und die Ess-Brech-Sucht auch zusammen oder nacheinander auftreten können.
Mithilfe weiterer Untersuchungen und Gesprächen muss der Arzt anschliessend die Ursache für die Essstörung suchen, wenn sie nicht bereits bekannt ist.
Wie bereits erwähnt, sehen Betroffene oft nicht ein, dass sie an einer Krankheit leiden und deshalb behandelt werden müssen. Teilweise verweigern sie sogar jegliche Behandlungsmassnahmen. Dies erschwert zusammen mit den verschiedenen verursachenden Faktoren die Behandlung der Magersucht.
Zur Behandlung einer Magersucht sind verschiedene Behandlungsmassnahmen nötig. Diese Massnahmen werden in einem Behandlungsplan zusammengestellt. Zunächst müssen dabei das Körpergewicht Betroffener angehoben, körperliche Folgeerscheinungen der Magersucht behandelt und die Abläufe im Körper Betroffener normalisiert werden.
Oft ist bei der Behandlung einer Magersucht ein Aufenthalt von drei bis sechs Monaten in einem Spital notwendig. Insbesondere bei einem Körpergewicht unter 75% des Normalkörpergewichts, bei lebensbedrohlichen körperlichen Folgeerscheinungen und bei depressiven Verstimmungen mit der Gefahr, dass die Betroffenen sich das Leben nehmen könnten, sollten Betroffene in einem Spital behandelt werden. Auch nach Entlassung aus dem Spital ist oft noch ein langjähriger Besuch einer Psychotherapie in regelmässigen Abständen notwendig, damit bei betroffenen Personen nicht wieder Essstörungen auftreten. Zudem kann der Besuch von Selbsthilfegruppen hilfreich sein, in denen Betroffene einer Essstörung untereinander Informationen und Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig bei der Heilung unterstützen. Auch sind Wohngemeinschaften für Personen mit Essstörungen vorhanden, die professionell betreut werden.
Der Behandlungsplan besteht bei einer Person, die an einer Magersucht leidet, aus mehreren Phasen:
In einer ersten Phase muss das Körpergewicht angehoben werden. Dabei ist teilweise auch eine künstliche Ernährung notwendig, wenn das Untergewicht das Leben der Betroffenen bedroht, diese aber einfach nicht essen wollen oder können. Bei der künstlichen Ernährung werden den Betroffenen über einen Schlauch durch die Nase oder die Bauchwand, eine sogenannte Sonde, die notwendigen Nährstoffe und Flüssigkeit direkt in den Magen oder in Form einer Infusion direkt ins Blut gegeben, ohne dass die betroffene Person diese zuvor kauen und schlucken muss. Ausserdem müssen körperliche Folgeerscheinungen der Magersucht behandelt werden.
In einer zweiten Phase erhält die Person einen Essensplan, für dessen Einhaltung sie selbst verantwortlich ist, der aber gleichzeitig vom Pflegepersonal sorgfältig überwacht wird. Daneben soll mit einer sogenannten Psychotherapie in Gruppen oder alleine begonnen werden. Dabei wird den Betroffenen bewusst gemacht, wie sehr sie ihrem Körper mit ihrem Verhalten schaden. Die Körperschema-Störung muss behandelt und damit das verzerrte Bild, das Betroffene von sich selbst haben (siehe Abbildung 1), normalisiert werden. Den Betroffenen muss die ständige Beschäftigung mit dem Gewicht sowie die Angst vor einer Gewichtszunahme genommen werden. Zusammen mit den Betroffenen müssen Verhaltensstrategien entwickelt werden, die den befriedigenden Effekt des Gewichtsverlusts ersetzen und mit denen sie den Alltag sowie Stresssituationen in der Familie und der Gesellschaft bewältigen können. Dabei sind neben Gesprächstherapien vor allem die Bewegungstherapie sowie die Gestaltungs- und Musiktherapie besonders hilfreich. Die Behandlung körperlicher Folgeerscheinungen wird fortgesetzt.
In einer dritten Phase soll die betroffene Person die Nahrungsaufnahme und ihr Essverhalten selbstständig regeln, wozu auch die selbstständige Zubereitung des Essens gehört. Die Psychotherapie in Gruppen, alleine oder mit der Familie und die Behandlung körperlicher Folgeerscheinungen werden fortgesetzt.
In der vierten Phase wird als Schwerpunkt bei jüngeren Betroffenen die Familie vermehrt in die Behandlung miteinbezogen. Bei älteren Betroffenen liegt der Schwerpunkt in der vierten Phase darin, dass sie in allen Lebensbereichen zunehmend selbstständiger werden. Gleichzeitig werden die Betroffenen auf die Entlassung aus dem Spital und die Rückkehr in ihre gewohnte Umgebung vorbereitet.
Die fünfte Phase besteht darin, dass die Betroffenen nach der Entlassung aus dem Spital in regelmässigen Kontrolluntersuchungen betreut werden, sodass die in der zweiten Phase begonnene Psychotherapie weitergeführt werden kann.
Vor allem wenn Personen, die an einer Magersucht leiden, zudem von Depressionen betroffen sind, kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten, sogenannten Antidepressiva, bei der Behandlung einer Magersucht helfen.
Die Prognose der Magersucht hängt davon ab, wie lange die Krankheit bereits besteht. Bei der Magersucht können etwa zwei Drittel der betroffenen Personen geheilt werden. Allerdings beschäftigt sich ein grosser Teil dieser Personen weiterhin mit ihrem Essverhalten. Manche davon leiden zudem an depressiven Verstimmungen, Ängsten, Zwängen, Depressionen oder Missbrauch von Substanzen wie Medikamenten oder Drogen. Bei dem dritten Drittel der betroffenen Personen ist die Prognose ausgesprochen ungünstig. Bei ihnen bleibt die Magersucht entweder teilweise, beispielsweise in der Form der problematischen Einstellung zum Essen und zum Körper, oder als Ganzes bestehen oder kann in eine andere Form der Essstörung, häufig in eine Ess-Brech-Sucht, übergehen. 5 bis 20% der Betroffenen können an den Folgen einer seit Jahren oder Jahrzehnten bestehenden Magersucht sterben.
Autor/in: | Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
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Editor/in: | Prof. Dr. Rémy Meier, Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie | |
Keywords: | Magersucht, Anorexia nervosa, Anorexie, Anorexia mentalis, Essstörung, Körperschema-Störung, Pubertätsmagersucht | |
ICD-10: | F50.0, F50.1, R63.0 | |
Zuletzt geändert: | 23.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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