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Synonyme: Vitamin B3, Nicotinsäure, Nicotinsäureamid, PP-Factor, Pellagra-Preventing-Factor, Nicotinamid
Niacin, auch Nicotinsäure, Nicotinsäureamid, Nicotinamid oder Vitamin B3 genannt, ist ein Vitamin, das im Körper für die Energiegewinnung, für die Herstellung verschiedener Gewebe und der Erbsubstanz, für die Senkung der Blutfette und für die Verbesserung der Merk- und Konzentrationsfähigkeit benötigt wird. Der Mensch kann seinen täglichen Niacin-Bedarf mit einer ausgewogenen Ernährung decken.
Wird der Niacin-Bedarf des Körpers nicht gedeckt, entsteht ein Niacin-Mangel. Verschiedene Ursachen können zu einem Niacin-Mangel führen. Die typischen Beschwerden eines Niacin-Mangels werden unter dem Begriff Pellagra zusammengefasst. Die Diagnose eines Niacin-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung und/oder Urinuntersuchungen gestellt. Die Behandlung des Niacin-Mangels hängt von seiner Ursache ab, wobei dem Körper wieder ausreichend Niacin zugeführt werden muss.
Ein Niacin-Überschuss mit Beschwerden wird durch eine normale Nahrungszusammenstellung kaum erreicht. Jedoch kann die Einnahme von Niacin zur Senkung hoher Blutfettwerte zu verschiedenen Beschwerden führen, die bei Reduktion der Niacin-Einnahme verschwinden.
Vitamine sind Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Aufgaben benötigt. Deshalb erhielten die Vitamine auch ihren Namen. Denn Vita kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet Leben. Von den bisher bekannten Vitaminen sind 13 für den Menschen notwendig.
Eines dieser 13 Vitamine ist das Niacin. Der Begriff Niacin umfasst die Substanzen Nicotinsäure, Nicotinsäureamid und Nicotinamid. Diese drei Substanzen sind im Körper gleich wirksam. Niacin wurde früher zudem als Vitamin B3 bezeichnet und gehört deswegen zu der grossen Gruppe der B-Vitamine. Ein ebenfalls veralteter Ausdruck für das Niacin ist Pellagra-Preventing-Faktor, kurz PP-Faktor.
Vitamine kann der menschliche Körper eigentlich nicht selbst herstellen, sondern muss sie regelmässig mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Bedarf zu decken. Niacin bildet dabei zusammen mit dem Vitamin D eine Ausnahme. Denn der Körper kann das Niacin nicht nur mit der Nahrung aufnehmen, sondern er kann es auch mithilfe von Vitamin B6 in der Leber aus einem bestimmten Baustein der Eiweisse, der Aminosäure Tryptophan, selbst herstellen. Das Tryptophan muss der Körper aber regelmässig mit der Nahrung aufnehmen, da er selbst kein Tryptophan herstellen kann.
Niacin wird als Bestandteil zahlreicher Substanzen im Körper benötigt und ist deshalb für zahlreiche Abläufe im Körper notwendig. Dazu gehört auch die Energiegewinnung aus Fetten, Eiweissen und Kohlenhydraten, die mit der Nahrung aufgenommen wurden. Daneben ist das Niacin an der Herstellung und der Reparatur der Haut, der Muskeln, der Nerven und der Erbsubstanz, der sogenannten DNS oder DNA, beteiligt. Wegen der Beteiligung des Niacins an der Herstellung und Reparatur der Erbsubstanz ist eine ausreichende Menge Niacin für jede Zellvermehrung und Zellerneuerung im Körper wichtig, da bei jeder Zellvermehrung oder Zellerneuerung neue Erbsubstanz für die neuen Zellen hergestellt werden muss. Niacin soll zudem die Menge an Fetten im Blut vermindern und damit einen Schutz vor einer Gefässverkalkung, einer sogenannten Arteriosklerose, bieten, die insbesondere im Herz, im Gehirn und in den Beinen zu Durchblutungsstörungen führen kann. Und Niacin verbessert durch seinen Einfluss auf das Nervensystem die Merkfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit.
Damit der Körper genügend Niacin zur Verfügung hat, muss täglich Niacin oder Tryptophan mit der Nahrung aufgenommen werden. Der Körper kann nämlich gemeinsam mit einer ausreichenden Menge Vitamin B6, wie oben erwähnt, den Eiweissbaustein Tryptophan in Niacin umwandeln, sodass aus 60 Milligramm Tryptophan ein Milligramm Niacin entsteht.
Der tägliche Niacin-Bedarf des Körpers hängt vom Energiebedarf ab. Benötigt der Körper nämlich mehr Energie, braucht er auch mehr Niacin, mit dem er genügend aus der Nahrung aufgenommene Fette, Eiweisse und Kohlenhydrate in Energie verwandeln kann. Braucht der Körper weniger Energie und muss deshalb weniger aus der Nahrung aufgenommene Fette, Eiweisse und Kohlenhydrate in Energie verwandeln, benötigt er auch weniger Niacin. Im Durchschnitt benötigt der erwachsene Körper somit etwa 6,6 Milligramm Niacin, um eine Energiemenge von 1000 Kilokalorien für seine Zellen, Gewebe und Organe zu erzeugen.
Damit beträgt der tägliche Niacin-Bedarf einer erwachsenen Frau etwa 13 bis 15 Milligramm Niacin, derjenige eines erwachsenen Mannes etwa 15 bis 20 Milligramm. Kinder benötigen täglich etwa fünf bis sechs Milligramm Niacin. Dies ist zwar eine sehr geringe Menge, aber in der Nahrung ist auch nur sehr wenig Niacin enthalten. Der tägliche Bedarf ist bei schwangeren und stillenden Frauen sowie bei vermehrter körperlicher Anstrengung erhöht.
In der Nahrung ist Niacin vor allem in tierischen Nahrungsmitteln wie Leber, Fleisch, Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten enthalten. Aber auch Kaffee, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Erdnüsse, Pilze, verschiedene Gemüse, wie Kohlrabi, Kartoffeln und Erbsen, oder Obst, beispielsweise Bananen, enthalten Niacin.
Kann der Körper nicht genügend Niacin und auch nicht genügend Tryptophan mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Bedarf an Niacin zu decken, entsteht ein Niacin-Mangel, der auch Pellagra genannt wird, was auf Deutsch rauhe Haut bedeutet. Ein Niacin-Mangel ist selten und tritt meist zusammen mit einem Mangel anderer B-Vitamine auf.
Ursachen für einen Niacin-Mangel sind eine Mangelernährung, eine wegen unterschiedlichen Störungen im Körper mangelhafte Aufnahme des Niacins aus der Nahrung in den Körper und ein erhöhter Niacin-Bedarf des Körpers.
Eine Mangelernährung kann entweder eine Unterernährung oder eine Fehlernährung sein. Bei einer Unterernährung besteht ein Mangel an allen Nährstoffen, sodass der Bedarf des Körpers mit der Nahrung nicht gedeckt werden kann. Bei einer Fehlernährung ist das Nahrungsangebot eigentlich ausreichend, aber durch eine falsche Zusammensetzung der Nahrung mit einem zu geringen Anteil an Vitaminen und/oder Aminosäuren wird dem Körper trotzdem zu wenig Niacin und/oder Tryptophan mit der Nahrung zugeführt und ein Niacin-Mangel entsteht.
Mangelernährung ist insbesondere in Entwicklungsländern weit verbreitet. Aber auch in Industrieländern kann eine Fehlernährung oder eine Unterernährung vor allem in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern, bei Alkoholsucht, bei Obdachlosen und bei Menschen unter grossem Termin- und Zeitdruck vorkommen. Dabei ist in Alters- und Pflegeheimen sowie in Spitälern in der Regel nicht allein eine falsche Nahrungszusammenstellung für die mangelhafte Zufuhr von Nahrungsbestandteilen verantwortlich, sondern die Personen in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern können oder wollen wegen Veränderungen des Alters, unterschiedlichen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder während und nach verschiedenen Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen nicht ausreichend von einzelnen, mehreren oder allen Nahrungsbestandteilen zu sich nehmen. Ausserdem hat der Körper dieser Personen wegen des Alters, Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder verschiedenen Behandlungen oft auch andere Bedürfnisse.
Bei einer mangelhaften Aufnahme des Niacins aus der Nahrung erhält der Körper eigentlich genügend Niacin mit der Nahrung, um seinen Bedarf zu decken. Da der Darm wegen unterschiedlichen Krankheiten des Körpers aber verändert ist, kann er nicht mehr genügend Niacin aus der Nahrung in den Körper aufnehmen. Es entsteht somit ein Niacin-Mangel, der von einem Mangel weiterer Nährstoffe begleitet sein kann.
Verschiedene Umstände können den Niacin-Bedarf des Körpers erhöhen. Dazu gehören Schwangerschaft, Stillen, bestimmte Krankheiten wie Krebserkrankungen, Alkoholsucht oder eine Behandlung mit bestimmten Medikamenten wie Betablockern, die unter anderem den Herzschlag bremsen und den Blutdruck senken sollen. Nimmt eine Person unter diesen Umständen nicht mehr Niacin mit der Nahrung auf als normalerweise, entsteht ein Niacin-Mangel.
Zunächst zeigt sich eine nicht optimale Niacin-Versorgung mit unbestimmten Beschwerden wie Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, verminderter Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, körperlicher Schwäche, geschwächter Infektabwehr und vermehrter Infektanfälligkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Konzentrations-und Gedächtnisstörungen.
Bei anhaltendem Niacin-Mangel tritt dann das typische Beschwerdebild der Pellagra mit Veränderungen der Haut, Durchfall und Demenz auf. Die Veränderungen der Haut finden sich beim Niacin-Mangel insbesondere an den Stellen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, wie Hände (siehe Abbildung 1), Unterarme, Gesicht (siehe Abbildung 2) und Nacken. Zu diesen Hautveränderungen gehören eine entzündliche Rötung, eine starke Verhornung, schmerzhafte spaltförmige Hauteinrisse in den stark verhornten Bereichen, eine dunklere Hautfärbung und Juckreiz.
Veränderungen der Darmschleimhaut führen zu Durchfall. Störungen des Nervensystems bewirken das Auftreten einer Demenz. Eine Demenz ist eine Veränderung, die sich mit einer zunehmenden Störung des Gedächtnisses, des Denkens, der Urteilsfähigkeit, der Intelligenz und der Orientierung zeigt. Häufig führt eine Demenz bei dem Betroffenen zudem zu einer Veränderung der Persönlichkeit und einer Beeinträchtigung im sozialen und beruflichen Umfeld.
Treten bei einer Person Beschwerden eines Niacin-Mangels auf, sollte sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Niacin-Mangel geben. Weiter wird er sich nach Nahrungsgewohnheiten, Krankheiten und Behandlungen erkundigen, die einen Niacin-Mangel verursachen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.
Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Niacin-Mangel, kann er diesen Verdacht mithilfe einer Urinuntersuchung mit Messung der Menge an Niacin und seinen Abbauprodukten bestätigen. Eine Abnahme der Menge an Niacin und seinen Abbauprodukten im Urin bestätigt den Verdacht auf einen Mangel an Niacin.
Mit weiteren Untersuchungen muss die Ursache für den Niacin-Mangel gesucht werden, wenn sie nicht bereits bekannt ist. Daneben wird der Arzt überprüfen, ob die betroffene Person neben dem Mangel an Niacin noch an einem Mangel eines anderen Nährstoffs leidet.
Die Behandlung des Niacin-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist. Ist eine zu geringe Zufuhr von Niacin wegen einer Unter- oder Fehlernährung oder ein gesteigerter Niacin-Bedarf des Körpers für den Niacin-Mangel verantwortlich, muss versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Vitaminpräparaten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Niacin erhält.
Wird ein Niacin-Mangel durch Krankheiten verursacht, die zu einer verminderten Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung führen, dann müssen diese Krankheiten, wenn dies möglich ist, mit beispielsweise Medikamenten behandelt werden. Zudem sollten die Betroffenen bis zur Heilung der Krankheit oder, wenn die Krankheit nicht geheilt werden kann, auf Dauer täglich ausreichend Niacin mit der Nahrung oder in Form von Vitaminpräparaten zu sich nehmen.
Leidet die betroffene Person neben dem Niacin-Mangel noch an einem Mangel weiterer Nährstoffe, soll auch dieser behandelt werden.
Ein Niacin-Überschuss wird durch eine normale Nahrungszusammenstellung kaum erreicht. Muss eine Person jedoch über längere Zeit zur Senkung hoher BlutfettwerteFette über drei Gramm Niacin zusätzlich zur Nahrung einnehmen, kann bei der betroffenen Person anfallsweise ein sogenannter Flush mit Hautrötung und Hitzegefühl auftreten. Auch Juckreiz, Übelkeit und Übelkeit, ErbrechenErbrechen sind möglich. Bei weiterem Fortsetzen der Niacin-Einnahme können Sod- oder Magenbrennen, Appetitlosigkeit, Durchfall und eine Störung der Abläufe in der Leber auftreten. Die genannten Beschwerden verschwinden, wenn die Einnahme von Niacin vermindert wird.
Autor/in: | Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
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Editor/in: | Diana Gulli, dipl. Ernährungsberaterin HF | |
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ICD-10: | E52, E64.8 | |
Zuletzt geändert: | 06.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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