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Die reaktive Arthritis ist definiert durch eine Gelenkentzündung, die auf eine infektiöse Erkrankung des Magen-Darm-Traktes oder auf einen Harnwegsinfekt folgt oder während diesen entsteht. Es handelt sich um eine Zweiterkrankung, die nicht durch die Erreger selbst ausgelöst wird, sondern durch eine Immunantwort bei gewissen Menschen, die durch einen vererbten Faktor dafür anfällig sind.
Bekannte Infektionen, die eine reaktive Arthritis auslösen können, sind Entzündungen der Harnröhre, Harnblase und Genitalien durch Chlamydien und Darmentzündungen durch Salmonellen, Shigellen, Campylobacter und Yersinien.
Die Symptome sind je nach der zugrunde liegenden Krankheit Durchfall, schmerzhaftes und erschwertes Wasserlassen bei häufigem Harndrang (Harnwegsinfekt) und in den meisten Fällen lang anhaltendes, hohes Fieber. Die auslösende Krankheit kann aber auch symptomlos verlaufen, weshalb dann die Gelenkentzündung die ersten Symptome verursacht.
Die Gelenkentzündung entsteht meist an einem oder wenigen Gelenken der Beine oder Füsse. Es können auch Sehnenansatzpunkte beteiligt sein, vor allem der Ansatz der Achillessehne. Die Entzündung äussert sich in einer schmerzhaften Schwellung der betroffenen Gelenke. Sie kann auch eine Flüssigkeitsansammlung im Gelenk verursachen, was dieses noch mehr anschwellen lässt. Die Haut über diesen Gelenken ist oft sichtbar gerötet und fühlt sich beim Betasten wärmer an.
Begleitend können auch die Bindehaut (Konjunktivitis) und andere Anteile des Auges, die Mundschleimhaut, die Schleimhaut an den Geschlechtsorganen und die Zunge entzündet sein.
Tritt die Kombination einer Entzündung der Harnröhre (Urethritis), Konjunktivitis und Arthritis auf, spricht man vom Reiter-Syndrom.
Wichtig bei der Diagnose der reaktiven Arthritis ist das Vorausgehen einer Infektion des Darms oder der Harnwege. Der Nachweis einer der oben genannten Erreger ist deshalb für die Diagnose der reaktiven Arthritis notwendig und wird meist mit Hilfe einer Blutprobe vom Patienten gesucht und identifiziert. Es können auch Abstriche zum Beispiel der Harnröhre gemacht werden, wobei im gewonnenen Material in einem Labor nach den Krankheitserregern oder Bestandteilen davon gesucht wird.
Da die Erkrankung in den meisten Fällen erst durch eine bekannte vererbte Veranlagung ausgelöst wird, kann im Blut nach dieser gesucht werden, um den Verdacht einer reaktiven Arthritis zu erhärten.
Wichtig ist es, die reaktive Arthritis von anderen häufigen Gelenkentzündungen, wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis, abzugrenzen. Der Rheumafaktor wird oft zur Unterscheidung herangezogen, der im Falle der reaktiven Arthritis nicht gefunden werden darf.
Um die Entzündung der Gelenke einzudämmen, werden entzündungshemmende Medikamente angewendet. Reichen diese Medikamente nicht aus, um die Entzündung erfolgreich zu bekämpfen, werden Steroide angewendet. Es handelt sich dabei um sehr wirksame Entzündungshemmer, die jedoch viele, teilweise gravierende Nebenwirkungen haben, wenn sie über längere Zeit angewendet werden. Aus diesem Grund werden sie nur angewendet, wenn mit den oben beschriebenen, weniger wirksamen Entzündungshemmern nicht der gewünschte Therapieerfolg erreicht wird.
Beobachtet man einen verzögerten Heilungsverlauf, kommt zur Eindämmung der Krankheitsaktivität zusätzlich eine erweiterte medikamentöse Therapie zum Einsatz.
Sie entfaltet ihre Wirkung erst, wenn sie über mehrere Wochen angewendet wird. Nach dieser Zeit verbessert sich das Allgemeinbefinden der Patienten deutlich, wodurch sich die Lebensqualität erheblich erhöht. Basismedikamente wie Chlorochin, und Methotrexat werden lediglich bei chronischen Verläufen eingesetzt.
Liegt der reaktiven Arthritis eine Clamydieninfektion zugrunde, wird diese während 2 Wochen mit Antibiotika behandelt.
Wie bei allen entzündlichen Gelenkerkrankungen, ist die Krankengymnastik ein wesentlicher Bestandteil der Therapie. Damit wird die Beweglichkeit der befallenen Gelenke trainiert, damit sie durch die Entzündung oder eine längerdauernde Ruhigstellung nicht einsteifen.
In den meisten Fällen heilt die Krankheit nach nur einem Schub nach wenigen Monaten folgenlos ab. In einem von fünf Fällen tritt sie jedoch über längere Zeit immer wieder auf und muss jedes Mal nach dem oben beschriebenen Schema behandelt werden. Die Rückfälle können auch erst Jahre nach der erfolgreichen Behandlung der Ersterkrankung auftreten.
Autor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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Editor/in: | Prof. Dr. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie | |
Keywords: | Reaktive Arthritis, Gelenksentzündung, Harnwegsinfekt, Darminfektion, Reiter-Syndrom, Gelenkschmerzen, Gelenk, Gelenke, Schmerzen, Chalmydien, Darmentzündung, Harndrang, Reiter-Syndrom | |
ICD-10: | M13.1 | |
Zuletzt geändert: | 06.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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