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Reinke Ödem

Synonyme: Laryngitis chronica hyperplastica

Allgemeines

Das Reinke-Ödem ist eine gutartige Erkrankung der Stimmlippen beziehungsweise der Stimmbänder, bei der es zu einer Verdickung der Stimmbänder durch Einlagerung einer wasserartigen Substanz kommt. Diese wasserartige Substanz ist Gewebeflüssigkeit, welche aus kleinen Blutgefässen in der Schleimhaut ausgetreten ist. Die Flüssigkeit sammelt sich unter der Schleimhaut der Stimmbänder an. Das Reinke-Ödem tritt ein- oder beidseitig auf und kann die gesamte Stimmlippe erfassen.

Wissenswertes über den Kehlkopf und die Stimmbänder

Kopf und Hals mit Kehlkopf

Der Kehlkopf trennt die Atemwege von den Speisewegen. Er setzt sich aus insgesamt vier Knorpelteilen zusammen, die durch Muskeln und Bändern zusammengehalten werden. Ein Knorpelstück ist der so genannte "Adamsapfel", der sich besonders bei Männern von aussen gut ertasten lässt. An bestimmten Knorpelanteilen sind die Stimmbänder befestigt, die durch Luftströme in Schwingung geraten und auf diese Weise die Stimmbildung möglich machen. Der Kehldeckel - auch Epiglottis genannt - verschliesst den Eingang zum Kehlkopf beim Schlucken, damit die Speisen nicht in die Luftwege gelangen, sondern in die angrenzende Speiseröhre.

Stimmbänder, Funktion der Stimmbänder, Erzeugung von Tönen

Die Stimmlippen, welche neben den Stimmbändern auch die für die Beweglichkeit der Stimmbänder verantwortlichen Stimm-Muskeln enthalten, befinden sich am oberen Ende der Luftröhre im Kehlkopf. Beim Ausatmen bringt die Luft die Stimmbänder zum schwingen, wodurch auch die Luft im Brustkorb, im Kehlkopf, im Mund sowie in der Nase zum Schwingen gebracht wird. Dadurch entstehen Schallwellen, die als Töne - also als Stimme hörbar werden.

Abhängig von der Stellung und Spannung der Stimmbänder werden unterschiedliche Töne, also hohe oder tiefe Töne, erzeugt. Sind die Stimmbänder locker und entspannt, entsteht ein tiefer Ton. Wenn sie aber fest und angespannt sind, entsteht ein hoher Ton. Da die Stimmbänder eines Erwachsenen länger und insgesamt grösser sind als die der Kinder, klingt die Stimme von Erwachsenen tiefer als eine Kinderstimme.

Stimmbänder alleine können nur Töne erzeugen. Für die Sprache, das heisst für die Bildung von Wörtern und Sätzen sind zusätzlich die Zunge und die Lippen unbedingt notwendig.

Das Innere des Kehlkopfes ist mit Ausnahme der beiden Stimmlippen und der Oberfläche des Kehldeckels mit der typischen Schleimhaut der Luftwege, dem so genannten Flimmerepithel, ausgekleidet. Die Zellen haben auf ihrer Oberfläche so genannte Flimmerhärchen, die zum Beispiel Staubpartikel in Richtung Mund und Nase befördern. Die Stimmlippen und die Oberfläche des Kehldeckels jedoch sind mit einer Schleimhaut überzogen, die sich auch in der Mundhöhle findet.

Ursachen

Wahrscheinlich spielen chronische Reize auf die Stimmbänder eine grosse Rolle bei der Entstehung des Reinke-Ödems. Zu den chronischen Reizen zählen vor allen Dingen das Rauchen und eine Fehl- beziehungsweise Überbelastung der Stimme. Auch eine beruflich bedingte ständige Einatmung von feinem Staub oder chemischen Dämpfen führt zur chronischen Irritation der Stimmbänder. Kleine Ödeme am Rand der Stimmlippe können akut nach ausserordentlicher Stimmbelastung, zum Beispiel nach dem Schreien beim Fussballspiel, auftreten. In der Regel verschwinden diese schon nach ein paar Tagen wieder vollständig.

Symptome

Die Stimme der Betroffenen klingt in Abhängigkeit von der Ausprägung der Ödeme von leicht rau bis stark heiser. Klassisch beim Reinke-Ödem ist eine tiefere Stimmlage. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer so genannten "Whiskey-Stimme". Manchmal kippt die Stimme auch spontan in eine andere Tonlage und wieder zurück, wie dies auch bei den Männern während dem Stimmbruch beobachtet werden kann.

Längere Gespräche sind zudem für diese Personen sehr anstrengend, weil die Stimme nur wenig belastbar ist. Die betroffenen Personen müssen sich stimmlich gesehen mehr anstrengen, um trotz Heiserkeit gut verstanden zu werden. In ausgeprägten Fällen kann aufgrund der Schwellung eine Atmungsbehinderung hinzutreten.

Diagnose

Kehlkopfspiegelung, Laryngoskopie

n einem ersten Schritt versucht sich der Arzt durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten einen Überblick über die Beschwerden zu verschaffen. Im Anschluss an das Gespräch erfolgen eine genaue Untersuchung des Halses von aussen sowie eine Inspektion des Rachens und der Stimmbänder. Der Arzt fordert den Betroffenen auf zu schlucken, und betastet dabei von aussen den Hals, um die Beweglichkeit und Schmerzhaftigkeit des Kehlkopfes zu beurteilen.

Ebenso werden die Lymphknoten des Halses untersucht, da sie zum Abwehrsystem des Körpers gehören und bei Entzündungen in ihrer Nähe anschwellen.

Um den Rachen und die Mundhöhle zu untersuchen, benutzt der Arzt einen Holzspatel, mit dem er die Zunge etwas hinunter drückt um dann mit einer kleinen Lampe die Rachenhinterwand besser ausleuchten und einsehen zu können.

Beim Verdacht auf eine Kehlkopferkrankung wird anschliessend der Kehlkopf mittels einer Kehlkopfspiegelung (vgl. Bild) genauer betrachtet. Die Kehlkopfspiegelung wird in der Fachsprache als Laryngoskopie bezeichnet. Dabei kann der Arzt mit einem starken Lichtstrahl und einem kleinen löffelförmigen Spiegel den Kehlkopf einsehen. So beurteilt er die Beschaffenheit der Stimmlippen mit den Stimmbändern.

Wenn eine genauere Untersuchung des Kehlkopfes und der Stimmbänder notwendig ist, wird ein dünner, biegsamer Schlauch mit eingebauter Lichtquelle und Kamera - auch Endoskop genannt - bis zum Kehlkopf vorgeschoben. Das von der Kamera aufgenommene Bild kann dann während der Untersuchung auf einem Bildschirm gesehen werden.

Vor der Untersuchung erhält der Patient ein starkes Beruhigungsmittel, so dass er während der Untersuchung schläft und kein Würgereflex die Untersuchung behindert.

Anstelle dieser Untersuchung kann auch eine so genannte Nasenendoskopie durchgeführt werden, bei der das Endoskop über die Nasenöffnung bis in den Rachen eingeführt wird. Der Arzt ist bei dieser Untersuchung in der Lage, über kleine Hebel diese Spitze zu bewegen und sonst schwer erreichbare Areale einzusehen.

Über das Endoskop können gleichzeitig mit kleinen Zangen Gewebeproben entnommen werden. Bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung oder Zweifeln bei der Diagnose können die Gewebeproben unter dem Mikroskop betrachtet und beurteilt werden.

Beim Reinke Ödem werden die Schwellungen längs der Stimmlippenkante gefunden und sehen wässerig-durchsichtig aus. Ausgeprägte Ödeme wölben sich sackartig vor und hängen lose in den Kehlkopf hinein. Meist sind die Ödeme blass, bei Entzündungen können sie jedoch wie die Stimmlippen stark gerötet sein.

Therapie

Zu Beginn der Ödementwicklung ist die Anwendung eines kortisonhaltigen Sprays sinnvoll, welcher zur Rückbildung des Ödems führt und damit der Abschwellung dient. Wichtig ist jedoch, dass zusätzlich die Stimme geschont wird. So können beispielsweise akute kleine Ödeme am Rand der Stimmlippe nach einigen Tagen Stimmruhe ohne zusätzliche medikamentöse Therapie spontan wieder verschwinden. Zudem sollten Raucher das Rauchen konsequent einstellen, was bei kleinen Ödemen ebenfalls ohne zusätzliche Medikamente zu einer vollkommenen Abheilung führen kann. Ebenso gilt es, Irritationen der Stimmbänder durch chemische Dämpfe oder feinen Staub zu vermeiden.

Fehl- oder Überbelastungen der Stimme durch eine nicht optimale Stimmtechnik beim "Sprechen" können durch spezielle Stimmübungsbehandlungen verbessert werden.

Bei ausgeprägten und die Atmung oder Stimme stark beeinträchtigenden Reinke-Ödemen ist eine Operation gerechtfertigt. Ziel der Operation ist dabei die Besserung der Stimmfunktion oder in sehr schweren Fällen natürlich eine Verbesserung der Atemfunktion. Das Ziel der Stimmverbesserung wird aber nicht allein durch eine Operation erreicht, sondern erfordert danach eine disziplinierte Stimmbehandlung durch eine Fachkraft, einem so genannten Logopäden. Die Bereitschaft der betroffenen Person, aktiv daran mitzuwirken, ist hier Grundvoraussetzung für ein gutes Therapieergebnis.

Bei der Operation wird das Ödem mittels kleinen Zangen mikrochirurgisch abgetragen oder es wird ein Laser dazu verwendet. Wird das Rauchen nach der Operation fortgesetzt, besteht ein hohes Risiko für ein erneutes Auftreten eines Stimmlippenödems.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Reinke Ödem, Stimmlippenödem, Stimmbandschwellung, Stimmlippenschwellung, Heiserkeit, Rauchen, Überbelastung der Stimmbänder, Stimmlippen, Adamsapfel
ICD-10:J38.4
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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