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Chronische Kehlkopfentzündung

Synonyme: Chronische Laryngitis

Allgemeines

Unter einer chronischen Laryngitis ist eine über einen längeren Zeitraum verlaufende Entzündung des Kehlkopfes zu verstehen. Entzündet ist hierbei die Kehlkopfschleimhaut, welche den Kehlkopf von innen auskleidet. Die bekannten Hauptursachen für das Entstehen einer chronischen Laryngitis sind Zigarettenrauch oder trockene Luft sowie Klimaeinflüsse und eine Überbeanspruchung der Stimme. All diese Dinge führen zu einer ständigen Schleimhautreizung, die das Entstehen einer Kehlkopfentzündung begünstigen.

Die chronische Form kann zudem auch aus einer akuten Kehlkopfentzündung oder aus chronischen Entzündungen der oberen Luftwege wie der chronischen Rhinitis oder der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung hervorgehen, wenn diese nicht ausreichend behandelt wurde.

Wissenswertes über den Kehlkopf und die Stimmbänder

Kopf und Hals mit Kehlkopf

Der Kehlkopf trennt die Atemwege von den Speisewegen. Er setzt sich aus insgesamt vier Knorpelteilen zusammen, die durch Muskeln und Bändern zusammengehalten werden. Ein Knorpelstück ist der so genannte "Adamsapfel", der sich besonders bei Männern von aussen gut ertasten lässt. An bestimmten Knorpelanteilen sind die Stimmbänder befestigt, die durch Luftströme in Schwingung geraten und auf diese Weise die Stimmbildung möglich machen. Der Kehldeckel - auch Epiglottis genannt - verschliesst den Eingang zum Kehlkopf beim Schlucken, damit die Speisen nicht in die Luftwege gelangen, sondern in die angrenzende Speiseröhre.

Stimmbänder, Funktion der Stimmbänder, Erzeugung von Tönen

Die Stimmlippen, welche neben den Stimmbändern auch die für die Beweglichkeit der Stimmbänder verantwortlichen Stimm-Muskeln enthalten, befinden sich am oberen Ende der Luftröhre im Kehlkopf. Beim Ausatmen bringt die Luft die Stimmbänder zum schwingen, wodurch auch die Luft im Brustkorb, im Kehlkopf, im Mund sowie in der Nase zum Schwingen gebracht wird. Dadurch entstehen Schallwellen, die als Töne - also als Stimme hörbar werden.

Abhängig von der Stellung und Spannung der Stimmbänder werden unterschiedliche Töne, also hohe oder tiefe Töne, erzeugt. Sind die Stimmbänder locker und entspannt, entsteht ein tiefer Ton. Wenn sie aber fest und angespannt sind, entsteht ein hoher Ton. Da die Stimmbänder eines Erwachsenen länger und insgesamt grösser sind als die der Kinder, klingt die Stimme von Erwachsenen tiefer als eine Kinderstimme.

Stimmbänder alleine können nur Töne erzeugen. Für die Sprache, das heisst für die Bildung von Wörtern und Sätzen sind zusätzlich die Zunge und die Lippen unbedingt notwendig.

Das Innere des Kehlkopfes ist mit Ausnahme der beiden Stimmlippen und der Oberfläche des Kehldeckels mit der typischen Schleimhaut der Luftwege, dem so genannten Flimmerepithel, ausgekleidet. Die Zellen haben auf ihrer Oberfläche so genannte Flimmerhärchen, die zum Beispiel Staubpartikel in Richtung Mund und Nase befördern. Die Stimmlippen und die Oberfläche des Kehldeckels jedoch sind mit einer Schleimhaut überzogen, die sich auch in der Mundhöhle findet.

Bestimmte Berufsgruppen wie Arbeiter in der chemischen Industrie oder Bäcker haben ein erhöhtes Risiko, an Kehlkopfentzündungen zu erkranken, da sie ständig chemische Dämpfe beziehungsweise feinen Staub einatmen.

Auch Personen, die verstärkt durch den Mund anstatt durch die Nase atmen, sind besonders gefährdet, da die Luft in dem Fall nicht durch die Nasenhaare und die Nasenschleimhaut vorgereinigt werden kann.

Manchmal ist die chronische Laryngitis Symptom einer anderen Grunderkrankung. Gemeint ist hier die Refluxkrankheit. Von einer Refluxkrankheit wird gesprochen, wenn ungewöhnlich häufig saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückläuft und beim Betroffenen die bekannten Reflux-Beschwerden wie Sodbrennen oder Verletzungen der Speiseröhren verursacht. Diese Reizungen und Verletzungen der Schleimhaut der Speiseröhre können sich bis zum Kehlkopf ausbreiten und dort eine chronische Entzündung verursachen. Sodbrennen ist ein sehr häufiges Symptom, an dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung einmal pro Monat leidet.

In seltenen Fällen wird die chronische Laryngitis auch durch bestimmte Bakterienarten verursacht.

Symptome

Das typische Symptom einer chronischen Kehlkopfentzündung ist eine ständig bestehende, in ihrer Ausprägung jedoch wechselnd ausgeprägte Heiserkeit. Die Betroffenen fallen durch eine ungewöhnlich tiefe Stimme auf, die zudem auch wesentlich weniger belastbar ist. Hohe Töne in der Regel gar nicht mehr erzeugt werden können.

Zudem führt ein Trockenheits- und Fremdkörpergefühl im Halsbereich zu einem andauernden Räusperzwang und lästigen Reizhusten.

Wenn diese Symptome länger als zwei Wochen bestehen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, der die Ursache dieser Symptome sorgfältig abklärt. Dies ist deshalb wichtig, weil auch eine bösartige Krebserkrankung dieselben Symptome verursachen kann. In diesem Fall ist es wichtig, dass die Krebserkrankung möglichst schnell entdeckt und therapiert wird, da so die Aussichten auf eine Heilung der Erkrankung besser sind.

Diagnose

Kehlkopfspiegelung, Laryngoskopie bei einer chronsichen Kehlkopfenztündung

In einem ersten Schritt ist es wichtig, dass der Patient dem untersuchenden Arzt die Beschwerden möglichst genau beschreibt. Im Anschluss an das Gespräch wird der Arzt als erstes den Rachenraum untersuchen. Dabei wird die Zunge mit einem Holzspatel ein wenig weggedrückt, damit der Rachenraum mit einer Lampe besser ausgeleuchtet und untersucht werden kann.

Der Kehlkopf selbst wird zuerst von aussen abgetastet. Dabei wird der Patient vom Arzt zum Schlucken aufgefordert, während dem die Beweglichkeit und Schmerzhaftigkeit des Kehlkopfes durch eine Tastuntersuchung beurteilt wird.
Auf dieselbe Art und Weise werden auch die Lymphknoten des Halses untersucht, da sie zum Abwehrsystem des Körpers gehören und bei Entzündungen in ihrer Nähe meist schmerzhaft vergrössert sind.
Bei Verdacht auf eine Kehlkopferkrankung wird anschliessend der Kehlkopf mittels einer Kehlkopfspiegelung betrachtet. Die Kehlkopfspiegelung wird in der Fachsprache als Laryngoskopie bezeichnet. Dabei kann der Arzt mit einem starken Lichtstrahl und einem kleinen löffelförmigen Spiegel den Kehlkopf einsehen. So beurteilt er die Beschaffenheit der Stimmlippen mit den Stimmbändern.

Manchmal wird anschliessend eine noch genauere Methode zur Betrachtung des Kehlkopfes eingesetzt: eine flexible Röhre oder ein dünner Schlauch mit eingebauter Lichtquelle und Kamera - auch Endoskop genannt - wird bis zum Kehlkopf vorgeschoben. Je nach Untersuchung erhält der Patient ein starkes Beruhigungsmittel, so dass er schläft und so von der Untersuchung nichts mitbekommt, oder der Rachen wird lokal betäubt.

Nasenendoskopie

Bei der Nasenendoskopie wird das Endoskop über eine Nasenöffnung bis in den Rachen eingeführt. Der Arzt ist in der Lage, über kleine Hebel diese Spitze zu bewegen und sonst schwer erreichbare Areale einzusehen. Während einer endoskopischen Untersuchung können gleichzeitig auch Gewebeproben entnommen werden.

Die Entnahme solcher Gewebeproben, in der Fachsprache auch Biopsie genannt, wird vor allem dann durchgeführt, wenn der Verdacht auf einen bösartigen Tumor in dieser Region vorliegt. Die dabei gewonnenen Gewebeproben werden nach entsprechender Aufbereitung unter einem Mikroskop nach Anhaltspunkten für einen bösartigen Tumor abgesucht.

Die Stimmlippen sind bei einer chronischen Laryngitis in den meisten Fällen walzenförmig verdickt und gerötet, was zu Problemen bei der Atmung führen kann. Diese Form der chronischen Laryngitis mit walzenförmig verdickten Stimmlippen nennt man in der Fachsprache Laryngitis chronica hyperplastica. Besonders bei Kindern ist dieser Befund gefährlich, da ihr Kehlkopf noch sehr klein ist und eine Schwellung zu einem lebensbedrohlichen Atmungshindernis werden kann.

Aus der verdickten Schleimhaut können sich Vorwölbungen ausbilden, die in der Fachsprache Polypen genannt werden. In seltenen Fällen erscheinen die Stimmlippen aber auch verschmälert und blassrot. Oft sieht man dann auch weissliche Verfärbungen auf einer oder beiden Stimmlippen, die man als Leukoplakie bezeichnet. Liegt eine Leukoplakie vor, besteht ein recht grosses Risiko, dass sich in diesem weisslichen Bereich ein bösartiger Krebs entwickelt.

Therapie

Die bereits oben erwähnten Stoffe, welche die Kehlkopfschleimhaut reizen und eine chronische Kehlkopfentzündung verursachen können, sollten unbedingt gemieden werden. Dazu gehören unter anderem Zigarettenrauch, chemische Dämpfe und Gase und feiner Staub. Es gilt ausserdem, die Stimme rigoros zu schonen. Zudem sind Dampfinhalationen mit Salzwasser zu empfehlen, da sie die Schleimhäute feucht halten.

Sind die Stimmlippen aufgrund der Entzündung stark geschwollen, sollten abschwellende Medikamente verabreicht werden. Hierfür haben sich vor allem Kortisonpräparate in Sprayform bewährt, da diese sehr einfach anwendbar sind und ihre abschwellende Wirkung rasch entfalten. Bei Schmerzen und Schluckbeschwerden helfen in erster Linie Lutschtabletten oder Sprays mit oberflächlichen Betäubungsmitteln. Zusätzlich können bei Bedarf auch schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente in Tablettenform eingesetzt werden.

Fruchtsäfte hingegen sollten gemieden werden, da sie durch ihren Säuregehalt zusätzlich reizend wirken. Ist die chronische Laryngitis Folge einer Refluxkrankheit, so klingt sie meist nach erfolgreicher Therapie der Refluxkrankheit ohne zusätzliche Therapie ab.

Ganz generell ist es wichtig zu wissen, dass man selbst ganz massgeblich dazu beitragen kann, die Entstehung einer chronischen Laryngitis zu vermeiden, indem die Inhalation von schleimhautschädlichen Stoffen - wie vor allem Zigarettenrauch - vermieden wird. Ein wichtiger Aspekt ist ausserdem der richtige Umgang mit der Stimme, die nicht überbeansprucht werden darf. Das gilt vor allem für Sänger sowie für Personen, die bei der Ausübung ihres Berufes die Stimme stark beanspruchen. Entsprechende schonende Sprechtechniken sowie auch Entspannungsübungen können erlernt werden.

Entzündungen der oberen und unteren Atemwege sollten frühzeitig und ausreichend behandelt werden, um ein Übergreifen auf den Kehlkopfbereich zu vermeiden. Auch beim Vorliegen einer akuten Laryngitis ist es wichtig, dass diese frühzeitig und richtig behandelt wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dieses Krankheitsbild in eine chronische Form übergeht, die dann wesentlich schwieriger behandelbar ist.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Chronische Laryngitis, Chronische Kehlkopfentzündung, Kehlkopfentzündung, Laryngitis, Refluxkrankheit, Einatmung von Staub, Einatmung von chemischen Dämpfen, Atmung durch Mund
ICD-10:J37.0
Zuletzt geändert:21.11.2016Zum Seitenanfang
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